Ueber Nähmaschinen-Nähterei.

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nickt einsehen, warum nickt auck ein Mann mit einem Hause voll Mädchen sich um Nähmaschinen kümmern sollte, so gut wie eine Frau? Die Frauen werden zwar den Vortheil von ihr in jedem Falle haben, und die Herren dazu. Denn wir wissen, jenes Haus wird für- ter und Brüder glücklicher sein, wo alles Nähen bei Tageslicht geschehen kann, als jenes, wo dies zu Abend und zu einer späten Stunde geschehen muß." Dr. Arnstein sagt in seinem officiellen Berichte über die Betheiligung Oesterreichs an der Londoner Aus­stellung 1862:Die Nähmaschinen werden den Consum an Rohstof­fen vergrößern; denn all' die Gegenstände aus wohlfeilen Kattunen, die man bis jetzt nur darum schonte, weil das Nähen oft den Preis des Stoffes überstieg, wird man dann in viel größeren Quantitäten verbrauchen." Daß Leibwäsche und Kleider durch die Nähmaschine schon bedeutend billiger geworden sind, desgleichen Schuhwcrk u. dgl., und cS dadurch den Bedürftigeren jetzt leichter möglich ist, als ehe­dem, sich warm und anständig zu kleiden, ist eine bereits allbekannte Thatsache. Trotzdem aber besteht noch Vorurtheil jeder Art gegen die Nähmaschine,-besteht ein Mangel an Interesse für diese neue Er­findung, und eine Unfähigkeit, die segensreiche Wirkung derselben ein­sehen zu können und würdigen zu lernen.

Außerdem, daß die Erfindung der Nähmaschine die ersten Fa­brikanten dieses Instrumentes nach Angabe der Frau Virginia Penny in großartigem Maaße bereichert hat, brachte sie auch wie die Vers. weniger ausdrücklich sagt, als durch Zusammenstellung verschiedener Lohnverhältnisse stillschweigend eingesteht in dem Ver­dienste der Nähterin einen bedeutenden Umschwung zum Bessern her­vor. Nickt als ob die Bezahlung für die einzelnen Näharbeiten Stück für Stück sich erhöht hätte; nein, sie verringerte sich im Ge­gentheile noch mehr. Aber die Nähmaschinen - Nähterin ist jetzt im Stande, in derselben Zeit mittelst ihres Instrumentes das drei-, fünf-, ja zehnfache des mit der Hand herzustellenden Quantums zu liefern und zwar mit bedeutend weniger Anstrengung. 8 2. 20, 8 2. 50 bis 8? 4; 8 3 5, K 4 7 und K 6 (letzterer Satz für Lcdernähtcrei) bei 10 Stunden regelmäßiger Tagrsarbeitszeit: das sind nun im Gegensatze zu dem elenden Wochenverdienste, den die arme Handnähterin bei anhaltender Arbeit von 1214 Stun­den und noch mehr pr. Tag zu erwerben suchte, doch in der That Ansätze, welche von einer Besserung der Lage der Nähterinncn Zeug­niß ablegen und beweisen, daß die Nähmaschine es ist, welcher einzig und allein diese Ausbesserung des Lohnmaßes für Näharbeiten verdankt werden muß. Wie überall, so richtet sich auch in Amerika der Lohnsatz stets nach Beschaffenheit des Etablissements, nach der Gcschicklichkeit der Arbeiterin, der Art der Maschine, an der sie ar­beitet, und endlich nach der Beschaffenheit der zu fertigenden Arbeit.

Als Beweis der verschiedenartigen Anwendung der Nähmaschine von Leuten, die, im Besitze einer solchen, Aufträge aus größeren