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Ueber Nähmaschinen-Nähterei.

Kleider- und Wäschegeschäften annehmen und diese durch Familien- mitglieder sowohl, als durch engagirte Gehülfinnen ausführen lassen, erwähnt die Verfasserin eine Schneiderfamilie in New-Dort, wel­che auf solche Weise pr. Woche 8 2530 Einnahme hatte, wo­bei aber auch Frau und Töchter mit halfen. Ebenso erzählt sie von einer Frau daselbst, welche pr. Woche 8 30 einnahm und den zwei Arbeiterinnen, die sie beschäftigte, einer jeden 8 6 bezahlte, so daß sie 8 18 für sich behielt (wovon sie allerdings auch Ausgaben zu bestreiten hatte).

Das Vorurtheil gegen Maschinen-Näharbeit ist in Amerika schon längst geschwunden. Dieselbe steht vielmehr in gleichem Werthe mit ' der Handarbeit; in vielen Fällen sogar wird erstere der letzteren vor­gezogen, weil sie in der That regelmäßiger, schöner und meistens auch dauerhafter ist. Es giebt in Amerika auch Leute, welche Nähmaschinen ausmiethen. Der gewöhnliche Miethpreis war anfäng­lich (ausschließlich des Hin- und Hertransportes) 8 2 für Einen Tag; ist jetzt aber schon geringer geworden. Ein Besitzer von Nähmaschinen vermicthete sie im Jahre 1860 schon für 8 3 5 pr. Monat, und machte sich dabei verbindlich, während der Zeit der Miethe die Maschine in guter Ordnung zu erhalten. Auch eine Dame vermicthete Nähmaschinen und sandte hiezu Nähterinnen mit, wofür sie für 12 Stunden Arbeitszeit 8 2 verlangte, oder von 8 1. 25 bis 8 1. 50 für eine Nähten» allein, je nach der Anzahl der Arbeitsstunden. Wurden Maschinen jedoch wochenweise oder auf längere Zeit vermiethet, so stellte sich der Preis der Miethe auch verhältnißmäßig niedriger.

In den meisten Nähmaschinen - Läden, nicht blos in Amerika, sondern auch in Deutschland, ist immer Nachfrage nach geschickten Maschinen-Nähterinnen, die somit überall leicht Belästigung finden können. In dem ofsiciellen Berichte des Berliner Vereins zur Förderung der Erwerbsthätigkeit des weiblichen Geschlechts (Bazar" Nr. 46, 1866) heißt es u. A.:M a sch i n e nn ähterin nen sind im NachweisungSbureau im Laufe der letzten Monate mehr gesucht worden, als Handarbeiterinnen und sind verhältnißmäßig viel schwerer zu finden. Die Maschinennähterei ist in Berlin größten­teils in den Händen von Damen des Mittel-, nicht des Arbeiter­standes, und es ist sehr zu wünschen, daß dieser Industriezweig, der in den letzten Jahren einen so bedeutenden Aufschwung genommen hat, auch den ärmeren Frauen, die nicht im Stande sind, sich eine Maschine zu kaufen, zugänglich gemacht werde. Die Damen, welche sich durch Maschinennähterei einen Erwerb schaffen, besitzen häufig mehrere Maschinen und klagen über Mangel an Arbeiterinnen, so oft die Nachfrage nach Arbeit bedeutend ist. Diesem Ucbelstande ist nicht leicht abzuhelfen, weil in den Maschinenfabriken nur diejenige, welche eine Maschine sich anschafft, die Behandlung derselben erlernen kann." So sagt jener Bericht. Verfasser dieses hatte jedoch in seinem