Ueber Nähmaschinen-Nähterei.
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der Nadel eine solche ist, welche die Gesundheit der andauernd damit Beschäftigten gründlich ruinirt, wird Jedem einleuchten, wenn er z. B. das sieche Aussehen der Nähtcrinneu und Schneider betrachtet; wenn er berücksichtigt, wie ohnehin eine jede anhaltend gebückte sitzende Beschäftigung übel auf die Gesundheit einwirkt, und bedenkt, wie bei dieser Arbeit auch die Augen angestrengt werden müssen. — Hätte die Nähmaschine sonst auch keinen anderen ihrer vielen allgemeinnützigen Vortheile gebracht, so hätte sie schon allein durch Beseitigung der vorgenannten großen Uebelstände sich den größten Werth erworben. Denn bei der Nähmaschine ist die Haltung deö Körpers (wenn nicht aus reiner Nachlässigkeit das Gegentheil angelernt wird) eine ungezwungene und aufrechte; das Auge ist weniger angestrengt, da die nöthige Accurateste der Stiche und Nähte durch die Maschine selbst hervorgebracht wird. Hat man doch schon die Maschinen-Näh- terei mit Erfolg an einigen Orten als eine passende Beschäftigung für Zöglinge— von Blinden-Jnstituten eingeführt. — Außerdem hebt die Bewegung der unteren Gliedmaßen beim Arbeiten an der Maschine die üblen Folgen der sitzenden Lebensweise vollkommen auf. Die Beschäftigung des Webers z. B. ist nicht gesünder, als die deS Schneiders, und woher kommt dirs? — Wir wissen es nur zu wohl, wie selbst erprobter Praxis oft von hohler Theorie der Platz streitig gemacht wird; umso mehr, wenn Unverstand noch als Bundesgenosse sich ihr beigesellt. Es war ja auch in Amerika selbst eine Zeit lang so, wo Dr. A. K. Gardncr, der berühmte Frauenarzt New-Zjorks, nachdem er diesem Gegenstände mehrere Jahre ausschließliches Studium gewidmet hatte, Anlaß fand, seinen Collegen sogar die Worte zuzurufen: „Ich weiß ganz gut, wie mancher Irrthum über diesen Punkt (über den Einfluß der Nähmaschinen-Arbcit auf die Gesundheit der Frauen) nicht nur im Allgemeinen, sondern auch unter den Aerzten verbreitet ist, die die Sache doch besser kennen lernen könnten, um sich einer solchen leeren Behauptung zu enthalten; die häufig gebotene Gelegenheit aber ergreifen sollten, ihr Urtheil — zu verbessern." — Gleiches gilt unbedingt auch für Deutschland, wo die Herren Aerzte oft so sehr absprechend gegen die Anwendung von Nähmaschinen sind, und manchem Mädchen, mancher Frau das Nähen an diesem Instrumente verwehren, indem sie demselben die Folgen von Unwohlsein beimestrn, welche häufig von schlimmen, verborgenen und nicht eingestandenen Gewohnheiten ihrer Patienten herrühren. In einem ähnlichen Falle z. B. verdammte ein Arzt, ohne auf eine Einrede zu hören, die Arbeit an der Nähmaschine, während, wie eS sich später herausstellte, die Ursache des Unwohlseins war, daß die Patientin Tag für Tag 4—6 Havannah- Cigarren aus dem Vorrathe deö Herrn Gemahls verschmaucht hatte.
Die „Nähmaschine" muß in solchen Fällen oft der Unwissenheit und Unberathenheit von Aerzten zu Hülfe kommen, die doch in der Regel von diesem Instrumente auch nicht den leisesten Schein eines