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Ueber Nähmaschinen-Nählcrei.

richtigen Begriffes haben. Es ist ohnehin schon auffallend genug, daß unseres Wissens wenigstens noch keiner der vielen vielen populären medicinischen Schriftsteller es der Mühe für werth gesunden hat, der Frage über den Einfluß der Nähmaschine auf die Gesundheit der daran arbeitenden Mädchen und Frauen Beachtung zu schenken, da doch die Arbeit an derselben bei der unbegrenzten Anwendung dieses Instrumentes zu den vielen Näh-- und auch zum Theil Stickerei-Arbeiten, nicht nur auf eine der zahlreichsten Arbei­terklassen beiderlei Geschlechtes, sondern auch auf das Familienleben einen so bedeutenden Einfluß ausübt. Natürlich kommt es bei dieser Frage hauptsächlich aus die Sorte d er Nähma schine an, an welcher Frauenspersonen arbeiten sollen. Eine schlechte Ma­schine (man hüte sich vor den vielen verpfuschten Instrumenten, die immer noch zum Verkaufe ausgeboten sind) ist stets zu verwerfen. Lieber gar keine Nähmaschine, als ein solches D.ual- und Marter- Instrument. Von den guten Sorten sind in der Regel die meisten Schiffchen-Maschinen, für dickere Tuch- und Leder-arbeit bestimmt, für Frauenspersonen zu schwer und anstrengend, und viele derselben auch wegen des Getöses, das sie verursachen, nicht blos der Arbei­terin, sondern auch den Nachbarn unangenehm, ja unerträglich. In­dessen arbeiten in größeren Geschäften Frauenspersonen dennoch an denselben, wobei jedoch diese Maschinen durch Dampfkraft getrieben werden. Als Maschinen für den gewöhnlichen Gebrauch in der Fa­milie, an denen Frauen und Mädchen ihren Erwerb suchen, passen sie jedoch nicht, mögen die Zeitungsanzeigen sagen, was sie wollen. ES ist nicht so. Freilich sind sie unentbehrlich für viele gewerb­lichen Zwecke ; z. B. für Schneider- und Schuhmacherarbeit u. dgl. Doch suche man mit Vorsicht, nur die besten Schiffchen-Nähma­schinen zu wählen, nur solche, die am wenigsten ermüden. Auch fange man endlich an, wo dies irgend möglich ist, aus Patriotismus- oder um die deutsche Industrie zu unterstützen, deutsche Fabrikate den ausländischen vorzuziehen. Zur Verarbeitung von Tuch werden insbesondere die Nähmaschinen von Chr. Stecher LEomp. in Leipzig (Sternwartstraße 26) gerühmt. Für Schuhmacherarbeit haben wir selbst die Nähmaschine erprobt gefunden, die Herr Louis Bollmann in Wi§n (Mariahilfstraße 115), verbessert nach Howe- schcm Systeme, baut. Wir sahen u. A. ein Mädchen von schwäch­lichem Körperbaue daran arbeiten und ihren Lebensunterhalt gewin­nen, und kennen eine andere Frau, die mit derselben Maschine auf Schuhnähterei ihren Verdienst gesunden hat. Als Familiennäh- mascbinen, sowie für die meisten leichteren Näharbeiten können aber unbedingt nur Zirkelnadel- oder Greifer-Nähmaschinen empfoh­len werden. Von ersteren kennen wir kein einziges Fabrikat, welches die in Amerika gebaute Grover L Baker'sche Maschine auch nur im mindesten erreichen könnte. Unter all' den zahllosenGreifer­maschinen" aber, welche in Deutschland gebaut werden, steht un-