Verfertigung von Weißzeug für Damen und Kinder. 91

mehrere Hunderte von Arbeiterinnen in und außer dem Hause be­schäftigt.

Es wird in diesen Etablissements pr. Woche und pr. Stück be­zahlt. Erfahrene Zuschneiderinnen verdienen 8 6 12 pr. Woche. Gewöhnliche Handnähterinnen erhalten 8 3. Solche, welche recht feine und zierliche Arbeiten verrichten und dabei auch flink sind, können, wenn sie pr. Stück bezahlt werden, es wöchentlich auf K6 bringen. Maschinen-Nähterinnen pflegen im Allgemeinen 8 56 zu bekommen. Die Arbeitszeit für diejenigen, welche wochenweise bezahlt werden, dauert von 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Nachmittags, mit I Stunden freier Mittagszeit.

Am meisten giebt es in dieser Branche der Nähterei um die Weihnachtszeit und im Frühjahr zu thun. Die Behauptung, daß durch die Nähmaschine bei Weißzeugarbeiten jetzt weniger für die Arbeiterinnen zu thun sei, weil die Hausfrauen solche selbst an der Nähmaschine verrichten können, hat nur ein scheinbares Recht. Denn gerade durch die Maschine wurden aus entfernten Gegenden und Kreisen der Bevölkerung in diesen Geschäften neue Kunden heran­gezogen, da es möglich ward, die Arbeit billiger herzustellen und solche Gegenstände selbst den minder Bemittelten zu Gute kommen zu lassen.

Auch in Berlin zeigt sich Mangel an Handnähcrinnen für solche Arbeit. Im Berichte derArbeitS - Nachweisanstalt" des mehrer- wähnten Frauen-Vereins daselbst (Bazar, Nr. 46, 1866) heißt es ausdrücklich:Nähtcrinnen für gewöhnliche Handarbeit haben wir 46, zum größten Theile dem Arbeiterstande ungehörig. Nur Wenige unter ihnen nähen feine Leinewand, und das rührt wohl eines­teils daher, daß die feine Nähterei Hände verlangt, die nicht viel Anderes unternehmen dürfen; andcrntheils, weil diese mühsamste aller Arbeiten pecuniär sehr wenig lohnend ist."

Die beste Sorte Nähmaschinen für diese Art Näharbeit ist un­streitig dieGreifermaschine" (nach Wheeler L Wilson's System), bedeutend verbessert von Pollack, Schmidt är Co. in Hamburg. Dieselbe ist zu seiner Arbeit mit einem besonderen Stichplättchen, sowie mit besonderen Hülsstheilen oder Apparaten zu allen möglichen Näh-Arbciten versehen, die wirklich ebenso praktisch wie leicht zu handhaben sind, z. B. neben den trefflichen Selbstsäumern von ver­schiedenen Breiten auch eine Vorrichtung, die feinsten Fältchen an Hemdeneinsätzen zu nähen u. s. w. Außerdem hat diese, nebenbei gesagt, ganz geräuschlos gehende Maschine, vor allen anderen Nähmaschinen den nicht zu übersehenden Vortheil, daß der Stich nach einer Ziffernscala gestellt werden kann, und damit ein An­haltepunkt gegeben ist, ähnliche und wiederkehrende Arbeiten jederzeit genau in früherer Weise und auf das gleichförmigste herstellen zu können. Besonders Wäsche- und Weißzeughandlungen wissen diesen Punkt wohl zu schätzen.