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Corsetts und Schniirbrüste verfertigen.

wohl das bessere Sitzen der Kleider bedingt, als auch die elegantere Haltung unterstützt. Auö diesem Grunde ist es auch für diejenigen jungen Mädchen oft recht nöthig, welche in nachlässigem Sichgehen- lassen und übergroßer Bequemlichkeit niemals adrett, oft sogar dabei noch unsauber erscheinen. Hier in diesem letzteren Falle kann ein zweckmäßig construirtes und besonders keineswegs enges (Tor­fe tt neben der strengen Beaufsichtigung der Mutter allerdings von sehr wohlthätigen Folgen sein. In vielen, leider nur zu vielen Fällen sind die Wirkungen des Schnürlcibchcns aber die entgegen­gesetzten und seine Folgen gar traurige." Die Corset- tcn-Fabrikanten indessen tragen daran nicht mehr, wie früher» die Schuld. Denn sie waren und sind seit langem schon, und zwar nicht vergeblich, bemüht gewesen, die Differenz zwischen den uralten Gesundheitstheorieen und den Forderungen der Mode aufzulösen. DerBazar" macht (in Nr. 30, 1863) sogar auf Etablissements aufmerksam, welche sich bemühen, unter der BenennungUm sta n d s- Cor fette" einen Artikel zu schaffen, welcher angehenden Müttern Ersatz für das gewohnte Kleidungsstück verleiht, ohne daß dieselben ihnen in solcher Lage nachteilig werden können. Von der Fabrik von H. Lisser's Wittwe in Berlin (Jägerstraße Nr. 42) soll dies nützliche Fabrikat in den verschiedensten Größen zu beziehen sein.

Die meisten Corsetts u. s. w., welche in Amerika in den Handel kommen, sind französische oder deutsche Fabrikate. Die ersteren wer­den den letzteren jedoch vorgezogen, weil sie besser passen. In Ame­rika selbst giebt es verhältnißmäßig nur wenig Corsettenfabrikanten, weil die importirten Corsetts, wenigstens bis 1860, noch billiger waren, als sie dort verfertigt werden konnten. - Das unbedeutende Corsettengeschäst in Amerika liegt in den Händen der Franzosen, und ihre Angestellten sind meistens Jrländerinnen. Jedoch sind Män­ner ebenfalls praktische Corsettenmacher; denn sie schneiden nicht nur die Arbeit zu und richten dieselbe ein, sondern sie nähen dieselben auch vollends fertig. Ueberhaupt versehen in diesem Geschäfte männ­liche Arbeiter neben dem Zuschneiden und Herrichten der Arbeit auch das Einstecken des Fischbeins, das Durchschlagen der Schnürlöcher, das Pressen des fertigen Artikels u. s. w. Einige Etablissements der Art in Amerika beschäftigen doch auch an 100200 Personen.

Manche Arbeit an Corsetts wird mit der Hand, manche an der Maschine verrichtet, und die Bezahlung dafür ist entweder wochen- oder stückweise. Von einigen Geschäften werden auch die zugeschnit­tenen und hergerichteten Stoffe auf das Land zum Fertigen gegeben, weil dort die Herstellung weniger kostet. Handnähterinnen verdie­nen bei zehnstündiger Arbeitszeit in solchen Geschäften K 2. 50 bis K 3, auch K 3. 50 pr. Woche. Maschinennäherinnen stellen sich, je nach ihrer Geschicklichkcit, auf S 34, K 4. 50 bis S 6, und arbeiten von 7^ Uhr Vormittags bis 7^ Uhr Nachmittags. Ein­richterinnen erhalten K 34 pr. Woche. In Boston verdienen