Corsetts und Schnürbrüste anfertigen.

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die Corsettennähterinnen bei stückweiser Berechnung gegen 60 CtS. pr. Tag; an anderen Plätzen 8 3 bis 8 4. 50 pr. Woche. Es kommt hier auch besonders viel auf den Geschäftsinhaber an, ob er (oder noch mehr, ob sie) sich kein Gewissen daraus macht, zum eigenen Vortheile von dem wohlverdienten Lohne der Arbeiterinnen abzumarkten.

In der Corscttcnfabrikation haben wir selbst die Grover L B a k e r'sche D o p p e l t ke tt e n st i ch - Nähmaschine ihres ausgezeichnet elastischen Stiches wegen am besten befunden, auf welcher sich die Cor- sctteniiähte dazu noch recht schön, zur Zierde dienlich, abnähen lassen. Man wendet auch Schiffchen-, seltener die Greifer-Maschinen zur Eorsettennahterei an. Doch auf den erstgenannten Zirkelnadelmaschi- ncn läßt sich mit weniger Anstrengung nähen und eine dauerhaftere, ja sogar zierlichere Arbeit herstellen.

Um die den weiblichen Arbeiterinnen zukommenden Verrichtungen in der Corscttcnfabrikation zu erlernen, braucht es jedenfalls 6 Mo­nate Zeit. Männer, welche das Geschäft gründlich erlernen, müs­sen 34 Jahre darauf verwenden. Man nahm (in Amerika) zur Zeit, als Frau Penny ihr Buch schrieb, nicht gerne Lehrlinge hiezu an; wenn solches aber dennoch geschah, so erhielten dieselben, falls sie sich befähigt zeigten, während der Lehrzeit einen Wochcnlohn von 8 1. 50 bis 8 2. Erforderlich für angehende Lehrlinge war, sowohl mit der Maschine, als mit der Hand nähen zu können, ein richtiges Augenmaß und einiges Verständniß der weiblichen Figur zu besitzen.

Es war damals sagt die Verfasserin schwer, gute Ar­beiterinnen zu erhalten, weshalb für geschickte Corsettennähterinnen ein gutes Fortkommen als gesichert betrachtet werden konnte. In Engros-Geschäften giebt es fortwährend zu thun. Frühling und Herbst sind aber die besten Zeiten in der Corsettenfabrikation; Juli und August jedoch giebt eS am wenigsten zu thun. Da jetzt der Brauch, Corsetts zu tragen ein allgemeinerer wird und man dasselbe zur Erhaltung der Gesundheit für nothwendig erachtet, so ist auch die Aussicht auf künftig andauernde Beschäftigung eine günstige.

Die Pariser Corscttcnfabrikation beschäftigte 1847 an 653 Eta­blissements mit 2968 Personen in Arbeit, unter welchen 2810 Frauen und Mädchen, deren Lohn durchschnittlich nicht über 1 Frcs. bis 1 Frcs. 25 Cent. betrug. Von 17911828 wurden in Paris nur zwei Patente auf neue Corsettenmuster genommen; von 1826 bis 1848 aber schon 64. Und in neuerer Zeit ist die jährliche Pro­duktion von Corsetts in Paris auf die Anzahl von 1,200,000 Stück zum Werthe von 7 Mill. Frcs. gestiegen, welche gegen 1000 Fabri­kanten mit 8000 Arbeiterinnen beschäftigt.

Die Corsetts sind gegenwärtig auch schon bei unö in Deutsch­land ein allgemeines Bedürfniß geworden, sowohl bei den ärmeren Volksklassen in den Städten, als auch bei der ländlichen Bevölkerung.