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Cravatten-Fabrikation. Handschuh-Fabrikation.

51. Cravatten-Fabrikation. Das Verfertigen von Cra­vatten wird im Allgemeinen gut bezahlt. Dieselben werden größten- theils auf der Maschine genäht und dann mit der Hand fertig ge­macht. Zm Wochcnlohne verdienen Arbeiterinnen bei lOstündigcr Tagesarbeit 8 4 5. Solche, welche pr. Stück bezahlt werden, oder die ihre Arbeit zu Hause fertigen, können auf 8 89 bringen. Die Arbeit dauert in der Regel das ganze Jahr an, am emsigsten ist man jedoch im Frühjahr und Herbst damit beschäftigt.

Der Hauptsabrikationsplatz dieses Artikels ist für-Amerika Bal­timore. Aber auch in New-Iork ist diese Arbeit seit einigen Jah­ren ein besonderer Geschäftszweig geworden, und in Detroit (Mich.) verdienen Mädchen mit dem Cravattenmachen 8 2. 50 bis 8 3. 50 pr. Woche. Es werden auch Lehrlinge in diese Etablissements aufgenommen, und erhalten dieselben eine ihren Leistungen entspre­chende Bezahlung.

Waö Deutschland bezüglich dieses Artikels betrifft, so wird die Herstellung von Cravatten namentlich in Wien sehr lebhaft betriebe». Einen besonderen Aufschwung hat daselbst die Anfertigung der zur ungarischen Tracht gehörigen gestickten Cravatten genommen. Die in dieser Branche rühmlichst bekannte Fabrik von Jgnaz König in Wien hat seit 7 Jahren nicht weniger als 2000 neue Zeichnungen für die Stickereien an Cravatten entworfen.

52. Handschuh-Fabrikation. Der Handschuh ist jüngeren Datums als der Schuh. Der Schuh, oder wenigstens die Uranfänge desselben, waren eines der ersten Bedürfnisse des Menschengeschlechtes. Er wurde getragen an den verschiedensten Punkten der Erde, ehe man noch von der Bekleidung der menschlichen Hand eine Ahnung hatte.

Der Handschuh ist europäischen Ursprungs und erschien zuerst bei den Griechen, wo er jedoch nur zum Schutze bei der Arbeit gebraucht wurde. Bei den Römer» nahm man Handschuhe als Schutz gegen feindliche Geschosse an. Und von da aus wurde der mit stählernen Schuppen versehene Handschuh des NitterthumS ein unentbehrlicher und äußerst bedeutungsvoller Bestandtheil der Ausrüstung desselben im Mittelalter. Seine symbolische Bedeutung bahnte ihm den Weg

in die Kirche, wo die höhere Geistlichkeit ihn bei der Celebri- rung der Messe zu tragen pflegte. Und seine weitere Eroberung von dort an war, daß er im l 3. Jahrhundert endlich in den Dienst des schönen Geschlecktes treten durfte. Diese Handschuhe waren aber erst von Leinwand und reichten bis zum Ellenbogen. Später trug man sie gewirkt, und endlich aus Leder. Erst unter Ludwig XIV. kamen die feineren Lederhandschuhe in Frankreich auf, wurden zu im­mer größerer Vollkommenheit gebracht und wie so vieles Andere von dort über ganz Europa verbreitet. Nach Deutschland, und zwar nach Halberstadt, Magdeburg und Erlangen zunächst, kam die Fabrikation dieser Handschuhe im 17. Jahrhundert durch französische Religions-