Mützenfabrikation.

135

jedoch großentheils noch Männer beschäftigt, bis die Nähmaschine auch hier, sowie in anderen Nähbranchen dem Frauengeschlechte den Weg zu diesem Erwerbe bahnte.

Frau Penny erzählt über die Mützenfabrikation in Amerika etwa Folgendes: In Philadelphia allein sind zwischen 800 1000 Mützenmacher. Die meisten Mützen werden aus Tuch, aber auch aus Plüsch, Seide und Glanztuch verfertigt. Die Anwendung der Näh­maschine ist eine ausgedehnte hierbei. Die Mützenproduction in Phi­ladelphia erreicht jährlich den Werth von K 400,000. Im Jahr 1860 waren in New-Zjork nicht weniger als 5000 Mützenmacher. Die meisten wohlfeilen Mützen werden von Jsraeliten in den Markt gebracht, welche nicht blos den einheimischen Bedarf decken, son­dern auch exportiren und das ganze Dutzend zu H 1 bis S 1. 50 verkaufen. In New-Zjork beschäftigen sich sehr viele Deutsche mit der Verfertigung von Mützen für größere Verkaufsgeschäfte, aus de­nen sie wöchentlich den Stoff zu 5060 Dutzend beziehen, denselben zuschneiden und von hierzu engagirten Arbeiterinnen auf der Maschine nähen lassen. Da in Bezug auf Herrenkleidung in Amerika die englische Mode maßgebend ist, muß sich denn auch die Fabrikation der Mützen nach englischen Mustern richten.

Was die Sorte von Nähmaschinen betrifft, welche sich am besten zu dieser Arbeit eignet, so haben wir eine der stärker gebauten Ar­ten der Grover L Baker'scheu Kettenstichmaschinen (mit gerader Nadel) mit Erfolg angewendet gesehen. Die Nähmaschi­nen - Fabrikanten Chr. Stecher L Co. in Leipzig empfehlen hier­für eineHorn-Maschine für Mützenmacher", welche den Vortheil dar­bieten soll, daß man mit Soutache, ohne die Mützen umzuwenden, alle Arten von Verzierungen aufnähen kann.

Zum Zuschneiden von Mützen in größeren Geschäften können nur männliche Arbeiter verwendet werden, da den Frauen die hierzu erforderliche Kraft mangelt, und geschieht dieses bei einer ziemlichen Anzahl von Stofflagen zugleich mittelst eines eigens hierfür construir- ten Messers, mit welchem geschickte und behende Zuschneider oft an Einem Tage 50 Dutzend fertig bringen, und bis zu A 24 wöchentlich verdienen können. Weibliche Arbeiterinnen werden auch wegen der Pünktlichkeit, mit welcher sie die Arbeitsstunden einhalten und die aufgegebene Arbeit ausführen und abliefern, wegen ihres ruhigen Betragens, ihrer Reinlichkeit und Bescheidenheit, ihrer Anhänglichkeit an den Arbeitgeber, sowie endlich wegen ihres regeren Interesses am Gedeihen des Geschäftes den männlichen Arbeitern vorgezogen.

Als Handarbeit bot und bietet noch jetzt diese Beschäftigung den Näbterinnen den armseligsten Lohn, denn bei 15I6stündigcr Arbeit brachten es diese armen Handnähterinncn nicht hoher, als auf 1425 Cts. pr. Tag. Diese Handbeschäftigung war das traurige Seitenstück zur ehemaligen Hemden- oder Weißzeugnähterei, und wäh­rend letztgenannte Arbeitsbranche sich meist aus jungen, armen Mäd-