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Mützenfabrikation.
chen recrutirte, bestanden die Mützenmacherinnen größtentheils aus Frauen, meistens der Mittelklasse der Bevölkerung angehörend oder vcrwittwet. Auch hatten manche derselben einst in glänzenden Verhältnissen gelebt und waren in Folge verschiedener Unglücksfälle, durch den Tod oder Bankerott ihrer Männer oder Verwandten in solche Noth gerathen, daß, da sie in derIugend keine andere Arbeit erlernt hatten, nicht anders konnten, als zu dieser Beschäftigung ihre Zuflucht zu nehmen, um — nur das nackte Leben zu erhalten.
Viele dieser Mützenmacherinnen waren Wittwen von Seeleuten oder armen Männern und hatten Kinder, vielleicht auch alte Eltern mit der Arbeit ihrer Nadel nothdürftig zu ernähren. Und auch noch manch andere Candidatinnen des Unglücks und der Prüfung befanden sich unter diesen Frauen! Solche u. A., welche Trunkenbolde zu Männern hatten, und deren Bürde und Sorge auch nicht Ein Strahl trauten Familienlebens erleuchtete; — oder solche, die kranke und bettlägerige Männer oder Kinder warten mußten; — solche, die sich abarbeiteten, eine gefallene Tochter wieder auf den Weg der Besserung zu bringen, oder die einen für gewisse Zeiten aus der Gesellschaft ausgeschlossenen Sohn bei seiner Rückkehr abhalten wollten, daß derselbe nicht wieder den Weg des Verbrechens betrete.
Welch'manches Heldenthum — sehen wir hieraus — birgt die Zahl der am schlechtesten bezahlten und am ärgsten geplagten weiblichen Arbeiterinnen, — und wie viele ihrer begünstigten Schwestern, die in Hülle und Fülle leben, könnten solch? ein armes, niedergedrücktes Menschenherz erheben und sich an seinem im Dunkel der Niedrigkeit verborgenen Edelmuthe ein Beispiel nehmen!-—
Im Durchschnitt bringt das Mützenmachen für gewöhnliche Arbeit jetzt und mittelst der Maschine einen Lohn von K 3—4, für bessere Sorten bei lOstündiger Beschäftigung K 5—6, oder, was sehr oft geschieht, in 15 bis 16stündiger Tagesarbeit K 8 Pr. Woche ein. — Vor Kurzem wurden in den meisten Geschäften die Mützen nur von männlichen Arbeitern an der Maschine gefertigt, tvährend die Arbeiterinnen das Futtereinnähen und das Fertigmachen derselben besorgten, wobei sie je nach Geschicklichkeit und Behendigkeit bei lOstündiger Tagesarbeit K 3, K 5 bis K 6 (pr. Dtzd. bezahlt) in der Woche verdienen konnten und noch verdienen können. — Diejenigen, welche die Arbeit mitnahmen, um sie zu Hause anzufertigen, brachten es oft zu noch höherem Verdienste. — In einem Tuch- und Mode- Mützengeschäft in New-Zjork erhalten die Arbeiterinnen K 4, S 5 bis K 6 Wochenlohn, die Arbeiter aber, die pr. Stück bezahlt werden, K6—9. — Nach und nach indessen beginnt man nun auch, Frauenspersonen die Verfertigung der Mützen an den Nähmaschinen zu übertragen, und geschickte Arbeiterinnen erwerben hierbei K 5, K 6—7 pr. Woche. Viele Geschäfte geben den sich anmeldenden Nähterin- ncn, welche zu Hause arbeiten, erst von den geringeren Sorten zur