150 Regen- u. Sonnenschirmfabrikation. Flaggenfabrikation.

der verkehrte Brauch beobachtet, über sie einen Aufseher, statt eine Aufseherin zu setzen. Professor Reclam empfiehlt in seinemBuche von der vernünftigen Lebensweise" denjenigen, welche beim Arbeiten stille sitzen müssen: Geradehaltung beim Sitzen, wo möglich abwechselnd sitzen und stehen, weite Kleidung ohne engen Gürtel, körperliche Bewegung, häufiges Baden und Schwimmen, singen bei der Arbeit, ungepolsterte Arbeitsstühle, Wasser trinken, Schwarz­brod zum ersten Frühstücke, tägliche Spaziergänge im Freien (mög­lichst entfernte Wohnungen vom Arbeitslokale) und bei milder Luft im Freien absichtliches Tiefaufathmen (seufzen) zur Lungenübung. Wenn in den Arbeitslokalen unreine Luft herrscht, so sollte in densel­ben sorgfältige Lüftung eingerichtet werden, die einzelnen Arbeitenden aber sollten fleißiger in der freien Luft sich ergehen, mäßige körperliche Bewegungen vornehmen und besonders auf die sorgfältigste Hautpflege im weitesten Sinne des Wortes sehen.

In den besseren Schirmmachergeschäften haben gute Arbeiterinnen auch das ganze Jahr über zu thun. In einigen anderen müssen sie jedoch im Jahre etwa 6 Wochen lang aussetzen. Von den mit­telmäßigen Geschäften haben freilich die Hälfte derselben des Winters über wenig oder gar nichts zu thun. Aber wenn es viel Arbeit giebt, dann ist an wahrhaft guten Arbeiterinnen Mangel. Die Arbeit in Engros-Geschäften fängt besonders Mitte December, in Detail-Ge­schäften aber erst im Monat Mai an. Für die Verfertigung von Regenschirmen ist im März, April und Mai die beste Arbeitszeit; für Sonnenschirme im August, September und Oktober. Im Allgemeinen giebt es vom Januar bis zum Juni am meisten zu thun, und man hält Frühling und Sommer in der Regel für die beste, den Winter aber für die schlechteste Zeit. Doch giebt es auch im Juli, theilwcise im August, sowie im Februar am wenigsten zu thun. Vom 1. Decbr. bis 1. März arbeiten sehr viele Regen- und Sonnen- schirmmacherinncn bei Pelzwaarenhändlern und Kürschnern, oder in Polster eien. Jedoch vermögen nicht alle eine solche aus­hilfsweise Beschäftigung zu erlangen. In manchen Schirmgeschästen sind Arbeiterinnen beschäftigt, welche sonst eigentlich als Schneiderin­nen und Putzmacherinnen ihren Erwerb finden; aber nur so lange Schirme nähen, bis die bessere Geschäftszeit in ihrem eigentlichen Fache wieder beginnt.

62. Verfertigung von Flaggen. Die meisten Flaggen werden in Seehäfen für Schisse angefertiget; dann auch für Mili­tär (nicht zu verwechseln mit Regimentsfahnen, die unter die Kunst­stickerei, oder wie in Wien in der Fahnenfabrik von Woitach, zur Kunstwirkerei zählen), für verschiedene Processionen und politische Aufzüge u. dergl. Besonders in Boston und Philadelphia ist die Anfertigung derselben von Belang. In New Jork gewinnen des Sommers über wohl 200 Frauenspersonen hiermit ihren Erwerb;