Die Schuhmacherei.

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Erzeugnisse von Dampfarbeit, und ein jeder Theil des Geschäftes ist unabhängig von dem anderen. In einem Arbeitsraume werden Ab­sätze und steife Theile gemacht, in einem anderen Oberleder und in einem weiteren das Sohlleder zugeschnitten, und zuletzt werden die Waaren noch an den verschiedenen mit Dampf betriebenen Näh- und anderen Maschinen fertig gebracht. In Worcester (Mass.) ist ein Schuhfabrikant, welcher mit einem Personale von 300500 männ­lichen und weiblichen Arbeitern jede Woche 500 Schachteln mit Schu­hen fertig bringt. In Lynn (Mass.) machen sie in einer Fabrik ein Paar Schuhe in Einer Minute, d. h. die Menge der Waare, welche dort in Einer Woche fertig gemacht wird, entspricht der An­zahl der Minuten, welche die darauf verwendete Arbeitszeit zählt. In vielen Schuh- und Stiefelfabriken des Staates Massachusetts erhalten die Arbeiter K 2. 50 bis K 3. 50 pr. Lag. Dieselben ar­beiten natürlich mit Hülfe von Maschinen. In Philadelphia be­steht u. A. ein Geschäft, in welchem Damenstiefelctten fabricirt werden, gegen 50 Mädchen damit beschäftigt sind, das Ueberleder, daran die elastischen Theile oben eingesetzt sind, zum Theil auf der Näh­maschine, zum Theil mit der Hand zu nähen, und hierbei K 35 pr. Woche verdienen. Auch im Westen Amerika's gewinnt die Fabrikation des Schuhwerks seit Einführung der Nähmaschinen Aus­dehnung. Seit 1862 hat sich z. B. die Anzahl der Schuh-Manu- facturgeschäfte Chicago's von einem einzigen unbedeutenden Etablis- semente auf 15 gesteigert, welche zusammen pr. Woche 900 Schachteln Schuhe fertig bringen und gegen 1200 Personen beschäftigen.

Auf der Ausstellung in London 1862 haben die Nordamerikaner Parker L Söhne aus Northampton (Mass.) eine Schuhsohl- masckine die erste ausgestellt, um Sohlen an Stiefeln mit Schräubchen zu befestigen. Es ist dies eine einfache, aber sehr sinn­reiche Erfindung, die mit Leichtigkeit und Bequemlichkeit arbeitet und viel Zeit und Arbeit erspart. Ein Knabe von gewöhnlicher Intelli­genz vermag in ein paar Stunden ihren Gebrauch ganz gut sich an­zueignen, also auch gewiß Mädchen. Sie kann mit der Hand, dem Göppel oder mit Dampf betrieben werden. Im Zollvereins-Be- richte über erwähnte Ausstellung wird von dieser Maschine Folgendes gesagt:Mag nun diese Maschine Werth haben oder nicht, das bleibt fest, daß den Verbesserungen und der dadurch hervorgerufenen allge­meinen Anerkennung der Nähmaschine überhaupt ein großer Theil des Fortschrittes zu verdanken ist, welchen die Fabrikation des Schuh- werkes in neuester Zeit gemacht hat. Die Nähmaschinen werden jetzt fast überall zum Anfertigen der Schäfte, zum Einfassen und Steppen gebraucht, liefern eine saubere und billige Arbeit und ermöglichen es dem Fabrikanten, ein weit größeres Quantum Waare als früher fer­tig zu bringen. Der Einfluß, den die Nähmaschinen auch auf diesen Industriezweig ausüben, ist ein bedeutender und ist die Veranlassung zur Entstehung vieler großer Etablissements."

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