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Die Schuhmacherei.

zur Folge gehabt habe. Dies haben wir aber schon Seite 83 und zu wiederholten Malen bei anderen Gelegenheiten widerlegt. Hier aber tritt uoch ein neuer Vorwurf, der nemlich hinzu, daß es die Nähmaschine ist, welche die Anzahl der kleineren Gewcrbszweige zu­sammenschmelze und die Fabrikation des Schuhwerks in große Eta­blissements centralisire. Abgesehen aber von solch' allgemeinen und unvermeidlichen gewerblichen und industriellen Revolutionen, kann sich der Gewerbsmann immer noch gegen solche Umwälzungen in seiner Arbeitsbranche halten, wenn er mit dem Fortschritte geht und nicht eigensinnig gegen den Strom zu schwimmen versucht. Und hier ge­rade ist die gehaßte Nähmaschine das Mittel, mit der neuen Strö­mung dieses Industriezweiges gut fortkommen zu können. Denn die­ses Instrument so rühmt sich Howe selbst seiner segensreichen Erfindung giebt ja gerade dem kleinen Handwerker die Möglichkeit an die Hand, noch immer mit dem größten Fabrikanten seines Faches verhältnißmäßig concurriren zu können, wenn er sich mit seinen Gewerbegenossen in Rohstoff-Vereinen rc. nach Schulze- Delitzsch'schein Systeme zusammenfinden möchte.

Im östlichen Theile Nordamerika's sind ganze Familien mit Herstellung von Schuhwerk beschäftigt. In Massachusetts, wo eigent­lich am meisten Schuhmacherei betrieben wird, geschieht dies haupt­sächlich auf dem Lande, weil dort auch das Leben wohlfeiler ist.

Die Volkszählung Nordamerika's von 1860 gab an, daß in den Neu England Staaten allein 56,039 männliche und 24,978 weibliche Personen in dem Schuh- und Sticfelgeschäfte, und aber in allen Staaten zusammen 96,287 Männer und 31,140 Frauenspersonen beschäftigt waren. 14 Grafschaften des Staates Massachusetts fabricirten während des am 3l. Mai 1865 beendeten Jahres 24,620,660 Paar Schuhe und 72,449,921 Paar Stiefeln. Der Werth des dazu verwendeten Materials betrug K 35,040,544; der an 42,626 männliche und 12,534 weibliche Arbeiter bezahlte Ar­beitslohn K 10,076,474 und der Nettowerth der Gesammtfabrikation K 52,915,245.

In einerDampf-Schuh-Fabrik" zu Beverley (Mass.) bewirkt besonders die Anwendung der Maschinerie und die Theilung der Ar­beit Staunenwerthes. Schon beim Beginne (1862) arbeitete das Etablissement mit 160 männlichen Arbeitern und 30 Arbeiterinnen (wovon 25 an Nähmaschinen) und die zusammen 500600 Paar Schuhe pr. Tag, also gegen 175,000 Paar pr. Jahr fertig brach­ten. Die Nähmaschinen wurden von Dampf betrieben. Während des Jahres 1866 wurden in dem Stadtbezirke Haverhill (Mass.) allein nicht weniger als 3,248,560 Paar Schuhe und Stiefeln fertig gemacht. Der Engroswerth des Materials war K 2,496,260; der Werth der fertigen Waare K 4,002,767; das angelegte Kapital K 704,700. Ueber 4000 Personen fanden hierin Beschäftigung. Fast alle Schuharbeit, welche in Haverhill fabricirt wird, sind die