Die Schuhmacherei.

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werden von irgend einer Kraft, pr. Dampf, erhitzter Lust oder sonst mechanisch in Bewegung gesetzt.

Frauenspersonen müssen, um die Verrichtungen zu erlernen, welche ihnen hierin obliegt, in Amerika 6 Monate Lehrzeit durchmachen. Sie erhalten vcrhältnißmäßige Bezahlung für ihre Leistungen. Zum Verfertigen von Mode-Damenschuhen ist einiger Geschmack nothwen­dig. Auch wird die geschickte Handhabung und Behandlung der Näh­maschine nöthig.

Wie in den meisten Geschäften ist in Amerika auch hier Man­gel an wirklich guten Arbeiterinnen und zwar an gewandten Maschi­nennäherinnen; mittelmäßige gäbe es genug. Frühjahr und Herbst giebt es am meisten Arbeit. Es giebt auch Frauen in Amerika, jedoch meistens Fremde, welche selbst mit Ahle und Schusterdraht zu arbeiten verstehen.

Das beste Schuhwerk wird allerdings in England fabricirt; denn das englische Leder ist in Folge seiner soliden Zubereitungsart das beste, und hiezu kommt auch der correcte Schnitt und die äußerst sorgfältige Arbeit des Schuhfabrikats. Aber es ist auch das theuerste derartige Product. In England giebt es Geschäfte, welche sich aus­schließlich der Fabrikation von Stiefel schästen widmen, wie z. B. in Dublin (Irland) befinden sich ungefähr 6 solcher Etablissements, in welchen zusammengenommen etwa 500 Frauenspersonen beschäfti­get sind, an Nähmaschinen Stiefelschäste zusammenzunähen, hübsch zu steppen und zu verzieren. Sie verdienen dabei einen Wochenlohn von 8 Schilling bei Ostündiger Tagesarbeit.

Die französischen Schuhwaaren zeichnen sich an Feinheit, Eleganz und geschmackvoller Ausführung aus. Aber sie sind nicht so sorg­fältig genäht, noch überhaupt so exact gearbeitet, als in England. Englands Schuster arbeiten für den Fuß, hieß es 1862 in Lon­don die Franzosen aber für's Auge." Die Schuhwaarenfabri- kation auf Vorrath und zum Export zählt in Paris 800 Meister, die 12,000 Personen beschäftigen und jährlich für 20 Millionen Frcs. produciren. Die Maaß nehmenden, handwerksmäßigen Schuhmacher bilden jedoch dortselbst die zahlreichste Gruppe und befinden sich sehr viel Teutsche darunter. Sie theilen sich ein in Schuhmacher für Männer und Weiber, in ambulante, und endlich in stabil etablirte Schuhflicker. Dann kommen in Paris die Fertigmach er von Schuhwerk in Betracht, welche für Schuhmachermeistcr, Schuhfabri­kanten, allein oder mit Arbeitern arbeiten, ferner die Stiefelmacher, Stiefelnähterinnen, Nähtcrinnen für Damenstiefeln, Schuheinfasserin- nen. Die feinen Nähtcreien, auch an Herrenstiefcln und Schuhen, werden in Paris schon lange Zeit ausschließlich von Mädchen gemacht. Man hat in Paris auch Maschinen zum Zuschneiden und zum Schuhputzen.

Lefeburc und Dumeny in Paris verfertigen Schrauben- stiefel, an denen die Sohlen mit Schrauben von Kupferdraht mittelst