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Die Schuhmacherei.
Maschinen befestiget werden; sie beschäftigen 184 Personen (darunter 130 Frauen), 35 verschiedene Maschinen unter Anwendung von Dampfkraft und hatten einen Umsatz von 700,000 Frcs. Werth. — Ein weiter erwähnenswerthes Etablissement ist Masse; in Paris, in welchem nur Damen- und Mädchenschuhc zum Exporte verfertigt werden. Die Hauptfabrik befindet sich in Paris, eine weitere in Cha- lons, mit der auch eine eigene Gerberei verbunden ist und beschäftigt das Haus im Ganzen 1200—1500 Personen (Arbeiter und Arbeiterinnen). Hinsichtlich der guten Einrichtungen und der herrschenden Ordnung kann dieses Etablissement als ein wahres Modelhaus betrachtet werden. — Auch die Firma P. Latour in Parks ist eines der größten und interessantesten Geschäfte dieser Branche. Die Fabrik ist in Liancourt (Dep. Dise), wo 1100—1200 Personen beschäftigt sind, von denen circa ein Viertel Kinder von 7 Jahren an, zu deren Unterricht ein besonderer Lehrer und Lehrerinnen angestellt sind. Alle Arbeit wird pr. Stück bezahlt und verdienen die älteren Arbeiter und Arbeiterinnen 90—100 Frcs. und die Kinder 38—45 Frcs. pr. Monat, haben aber weder Kost noch Wohnung frei.
Eine besondere Specialität der französischen Schuhmacherei bilden die in Frankreich sehr häufig gebrauchten Holz schuhe. Dieselben werden hauptsächlich in den Waldgegenden der Vogesen, des Orne- und Sarne-Departements von Landleuten roh ausgearbeitet und. in Paris fein zugerichtet, geschnitzt, geschwärzt, lackirt, mit Leder besetzt und mit Tuch gefüttert, kurz den Lederschuhen täuschend ähnlich gemacht. Es giebt Sabots, Ueberschuhe, dergleichen Stiefel und Schuhe, geschmückt mit Knöpfchen, Schnallen und Schleifen, allein aus Holz, oder von Leder und .Holz gemacht. Die Fabrikanten derselben beschäftigen gegen 1000 Landleute, die circa 600,000 Sabots fertigen und monatlich 65—80 Frcs. verdienen sollen. — In Deutschland ist diese Industrie noch gänzlich unbekannt.
„Frankreich ist in der Erzeugung von Schuhwaarcn 50 Jahre, Deutschland aber 100 Jahre hinter England zurück", — so sprach John Bull 1862 in seinem eigenen Hause zu — seinen Gästen. — Nichtsdestoweniger hatten Oesterreich und Hessen 1862 Schuhwaaren in London ausgestellt, welche, was die Arbeit betraf, sich mit den Englischen messen konnte, was die Liberalität der Preise aber anging, die des Engländers weit überflügelte. — Da ist benen- nenswerth Leopold Hahn in Wien, welcher die erste große Schuhfabrik in Oesterreich 1853 anlegte und 200 Personen beschäftiget. Dann D. H. Pollack (ein in der österreichischen Industrie so bekannt wie gut klingender Name), Fabrikant von Herren- und Damen- schuhwaaren in Wien, der fortwährend 500 Personen beichäftigt, nach der Ost- und Westküste Amerikas exportirt, ebenso nach Afrika, Asien und Australien und deshalb mit allen Schuhwaarenformen der ganzen Welt vertraut ist. — Ferner Theodor Bach, Schuhwaaren- fabrikant in Wien, der alle Sorten Stiefeletten und Schuhe für