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Die Strumpfwirkerei.

Saum nahend, dort einen Besatz anfügend, Knopflöcher macht oder Knöpfe ansetzt u. s. w., worauf die Waare auf den Lagerräumen sortirt und verpackt wird. Damit ist der Wirkungskreis der Apol- daer Fabrikarbeit noch nicht abgeschlossen. Ein ganz neues, wunder­bares Feld der dort angeregten Thätigkeit ist die Hausindustrie der für die Apoldaer Fabriken arbeitenden Frauen. Das führt aber weit über die Bannmeile hinaus, zunächst in die nächstgelegenen Städte; dann aber weiter und weiter bis 'gen Leip­zig und Halle, bis in's Hessenland und an die Grenze des Frankrn- und VoigtlandeS erweitert sich daö Fabrikweichbild. Ueberall regen sich fleißige Frauenhände, vom zartesten Kinde bis zur greisen Ma­trone und häkeln oder stricken für die Apoldaer Fabrikanten. Agen­tinnen holen die Wollengarne und Muster, und vertheilen sie und zahlen den Lohn für die empfangene Arbeit aus.Die Apoldaer Arbeit", sagt der Berfasser des erwähnten Artikels,bietet eine theil- weise Lösung der F r a u c n a r b e i t s fr a g e und hat vor allen ande­ren Vortheilen den unschätzbaren Werth, daß sie das Weib nicht dem Kreise seiner weiblichen Pflichten entfremdet, daß sie es nicht von der Heimath, dem Herde des Hauses abzieht. Und dann noch eins. Bei uns ist bekanntlich nicht, wie drüben in der neuen Welt, alle Arbeit eine gleich geartete. Sie theilt sich noch ab nach Stän­den, und erzeugt den Begriff der Arbeitsscham. Auch hier hilft Apolda!" -

Neben den Strumpfwaaren Apolda's und Englands verdienen auch die in Würtemberg (zu Ulm, Neutlingen, Ballingen und Calw) gefertigten genannt zu werden. In Oesterreich zählte man 1862 an 22,000 Stühle für 300 Geschäfte, und 35,000 beschäftigte Per­sonen , mit denen 60,000 Menschen Erwerb und Brod fanden. Der PrägerVerein zur Beförderung der Erwerbsthätigkeit der böh­mischen und Riesengebirgsbewohner" hat auch die Wirkerei vor­züglich in den Ortschaften Weippert, Klostergrab und Katharinberg eingeführt, wo sie 1500 Personen Nahrung verschafft.

In Frankreich war das allererste und vornchmlichste Erzeugniß der Strumpfwirkerei Mützen. Jetzt aber sind sie das geringste geworden. Viele Fabrikanten verfertigen keine einzige Mütze mehr, dagegen aber eine ungeheure Masse von Strümpfen, Handschuhen rc. Einer von ihnen, Namens I o y c u x, macht jährlich auf 20 Strumpf­stühlen 3000 Dutzend Müffchen und auf 100 Stühlen halbseidene Strümpfe, sowie baumwollene Frauenstrümpsc von 372 Frcs. pr. Dtzd., und weiße Strümpfe, 25 Cent. das Paar. Ruel L Sohn, ein weiterer größerer französischer Strumpfwaaren-Fabrikant, hat 10 rundwirkende und 250 gewöhnliche Handstühle, die von den Arbeitern in deren Wohnung betrieben werden.^ Die Produktion steigt bis 3040,000 Dtzd. Strümpfe oder Mützen im Jahr, welche rasch überall in Paris Absatz finden, da der Preis sehr mäßig ist und die O.ualität der Waare ausgezeichnet.