Fabrikation der Spitzen.

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mäßig neuer. DerSchwab. Merkur" machte vor einigen Jahren ausdrücklich darauf aufmerksam, daß die Spitzenklöpprlei ein Gewerbe sei, das man überall gut einführen könne, weil es leicht zu erler­nen ist, wenig Auslagen kostet und immer Absatz hat. In Nür- tingen am oberen Neckar ist dies Gewerbe seit dem Nothstände in den 50ger Jahren eingeführt und es wird stets mit gutem Erfolge betrieben. Die schwäbischen Spitzen sollen sogar mit den lang be­rühmten sächsischen um den Vorzug streiten. Das Haus Robeck» welches die Vermittlung von Spitzenarbeiten übernimmt, führt einen bedeutenden Spitzenhandel. In Köngen, drei Stunden unterhalb am Neckar, hat die Frau Minister Weiß haar eine Anstalt gegrün­det, in welcher nach belgischer Weise gearbeitet wird. Dort werden auch Lehrerinnen für dieses Fach ausgebildet.

In England und Irland ist die Spitzcnfabrikation ebenfalls zu Hause, und ihre Anfertigung schützt namentlich in dem letzteren Lande, (wie in den anderen schon erwähnten) die ärmeren Klassen vor gänz­lichem Mangel und äußersten Elende. In der Umgegend von Lime- rick fertigt man Spitzen, die unter dem Namen dieser Stadt bekannt sind. Die irischen Spitzenarbeiterinnen besitzen eine eminente Geschick- lichkeit, ihren Arbeiten durch die gewähltesten, reichsten Muster eine Mannigfaltigkeit zu verleihen, wie man sie selten wiederfindet. 1847 ward zu Dublin eine regelmäßige Spitzenwebschule errichtet. In dem industriellen, mächtigen England haben sich in neuerer Zeit die Maschinen der Spitzenfabrikation bemächtigt; doch da nicht alle Genres derselben auf Maschinen ausgeführt werden können, so sind sie noch immer ein wichtiger Erwerbszweig für englische Mäd­chen und Frauen. In Liverpool unterhält eine Privatgesellschaft zur industriellen Ausbildung von Mädchen unter andern auch eine Spitzenwebschule, welche 1860 von 166 Schülerinnen besucht war. Namentlich sind es vier Grafschaften, die von Buckingham, Bedford, Northampton und von Devon, wo man die bedeutendsten Spitzen- manufacturen antrifft. Von Nottingham und Umgegend bringt man unter dem Namen Nottingham Spitzen in ganz unglaublicher Masse gewirkte oder Maschinen - Spitzen und zu erstaunlich billigen Preisen in den Handel, sowie geklöppelte Spitzen vorzüglich in dem Flecken Honiton unweit Ereter in Devonshire gefertigt werden.

Die wesentlichsten Förderungsmaschinen für die Spitzenfabrika­tion sind: die bereits Seite 182 besprochene He ilm an nasche Stick- maschine, dann der Nadelstuhl, welchen Gönnet in Lyon 1842 con- struirt hat, und endlich der, auf diesen beiden Erfindungen fußende, von Pusker hergestellte englische Spitzenwebstuhl, welcher die künst­lichsten Muster gleich mit dem Grunde in demselben hervorbringt, so daß seine Erzeugnisse von derz echten gestickten Spitzen fast nicht zu unterscheiden sind, während der Gonnet'sche Nadclstuhl doch haupt­sächlich nur für Moufselinstickerei in Baumwolle geeignet ist. Von Nottingham aus wurde die Maschinensätzen - Fabrikation durch Eng-