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Anfertigung künstlicher Blumen.

Als Material zu künstlichen Blumen dienen vor Allem und zwar zu Blumenblättern: Zeuge, wie Battist, sehr feine Leinwand, Perkal, Mousselin, bisweilen auch Atlas und Sammt; zu Pflan- zenblattern: Tastet. Auch wird gefärbtes Papier, Messingblech, unechter Silber-- und ausgeglühter Draht angewendet. Die Ver­richtungen sind hierbei die nachstehenden:

1) Einspannen der Zeuge in Rahmen und Anstreichen derselben oben mit Gummi, unten mit Stärkewasser, sowie Bestreuen der Oberfläche mit Scheer-- und Baumwollen-Staub.

2) Ausschlagen und Ausschneiden der Blätter mittelst Ausschlag­eisen oder mit der Scheere aus freier Hund.

3) Herstellung der Rippen der Blätter, das Gaufriren.

4) Färben der Blätter, zum Theil durch Eintauchen, meist aber mittelst Auftragen mit dem Pinsel aus freier Hand.

5) Zusammensetzen, wobei man natürlich von Innen an­fängt, dann die äußeren Blumenblättchen nach und nach ansetzt, end­lich die grünen Blätter an die Stengel anreiht und diesen vollkom­men ausbildet.

6) Der Stengel besteht aus einfachem oder mehrfach zusammen­gedrehtem Eilen- oder Maschinendraht; die Blattstiele macht man aber von gut ausgeglühtem, also weichem Eisendraht, damit man sie leicht biegen kann.

7) Die Staubfäden werden in WeizengrieS getunkt.

8) Die Knospen, aus feinem, weißgahren, gefärbten oder be­malten Handschuhleder, Tastet oder Atlas, werden mit Seide, Baum­wolle oder Brodkrumen ausgefüllt.

9) Größere Früchte werden aus Wachs gegossen.

10) Durch hohle, nur am Befestigungspunkte offene, verschieden geformte Kügelchen aus dünnem, durchsichtigen Glase können alle Arten Beeren'täuschend nachgemacht werden, indem sie mit einer ge­färbten Brühe oder ordentlichen Farben gefüllt werden.

Die Aufzählung dieser Verrichtungen zeigt, daß fast alle Arbei­ten, welche in der Verfertigung künstlicher Blumen vorkommen, von Frauenspersonen versehen werden können, da, bis etwa auf das Aus­schlagen der Blätter mittelst eines Ausschlageisens und das Herrich­ten des Stieles aus dem Drahte, weiter keine große Anstrengung hiemit verbunden ist.

Als Bindemittel bedient man sich Hiebei eines Kleisters von fei­nem Weizenmehle und Gummiauflösung mit einem Zusätze von Stärke zubereitet.

Bei der Fabrikation von künstlichen Blumen ist aber der Ge­schmack das Entscheidendste. Das Material, welches hiezu verwendet wird, ist von geringerer Bedeutung. Fast der ganze Werth steckt in der Fa^on. Deshalb ist diese Industrie auch vorzüglich eine Pari­ser geworden; denn sie Paßt ganz und gar zu dem Sinn und der Geschicklichkeit der arbeitenden Klaffen dieser Stadt. Auch hier