Verfertigung künstlicher Blumen.

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war es die Anwendung von vervollkommneten Werkzeugen und Ma­schinen, welche diesem Industriezweig die Bedeutung verschafften, die er nunmehr behauptet. Denn gegen das Ende des 18. Jahrhunderts erst machte ein Schweizer zuerst Gebrauch von einer Ausschneidepresse. Die Werkzeuge wurden verbessert; man machte Formen und Höhlun­gen, in welchen die ausgeschnittenen Blättchen durch eine Presse ganz das Aussehen natürlichen Laubes mit mehr oder weniger ausgepräg­ten Verstengelungen annahmen. Die Fortschritte in der Stoff­fabrikation führten der Blumenfabrikation immer mehr geeignetere Materialien zu, und man fing an, in den meisten Fällen das Pa­pier durch Perkal, Mousseliu und Tastet zu ersetzen. Seit 1830 hat auf solche Weise die Industrie künstlicher Blumen ununterbrochen Fortschritte gemacht und macht noch immer solche, so daß der wach­sende Umfang derselben einer Menge von Frauenspersonen geeigneten Erwerb verschafft. Paris versieht ganz Frankreich und den größ­ten Theil der Welt mit künstlichen Blumen. Etwa 50 Fabriken beste­hen dortselbst, welche die Apprets, Knospen, Früchte, Aehren u. s. w., die zugeschnittenen und gepreßten Blätter liefern, und mit gegen 500 beschäftigten Personen beinahe für 2 Millionen Frcs. Waare jährlich liefern. Dann zahlt man dortselbst bei 600 eigentliche Blumenmacher und Blumistinnen, welche mit ungefähr 5600 Personen jährlich bei­nahe für 10 Mill. Frcs. Werth an Waaren produciren.

Auch nach Amerika liefert Paris das Material zur Blumen­fabrikation, und es giebt in den Ber. Staaten bereits schon zahl­reiche Kaufläden, in welchen diese Artikel in der größten Auswahl zu haben sind. Denn die eigentlichen Blumenverfcrtigerinnen geben sich blos mit dem Zusammensetzen der verschiedenen Bestandtheile der Blumen ab. Auch werden in Amerika künstliche Blumen bereits ge­macht, welche den echten französischen kaum etwas nachgeben. Aber da sie dortselbst meistens von eingewanderten Französinnen verfertigt werden, so passiren sie, mit einigem Anschein der Berechtigung, als französische" Blumen und finden als solche auch den besten Absatz.

Was die Löhne der Arbeiterinnen in der Verfertigung künstli­cher Blumen betrifft, so richten sich wie ja auch in allen anderen Verrichtungen dieselben zunächst nach der Beschaffenheit des Fa­brikats; dann aber nach dem Fleiße und der Geschicklichkeit der ein­zelnen Arbeiterinnen. Indessen bedarf es im Verfertigen künstlicher Blumen einer langen Uebung, um sich einen guten Verdienst zu erwer­ben. Und endlich übt der Stand der verschiedenen Etablissements und die Gattung der Kundschaft derselben auf den Lohnsatz der Ar­beiterinnen ebenfalls einen ziemlichen Einfluß aus. Auch hat man bei der Angabe des Verdienstes, welcher in dieser Beschäftigung ge­wonnen zu werden Pflegt, noch weiter zu berücksichtigen, daß nicht blos schon erwachsenere und ältere Frauenspersonen, sondern auch Mädchen von und sogar unter 10 Iahreu hierin einen Erwerb suchen müssen. Darnach hat man es zu nehmen, wenn die Wochenlöhne der