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Pelzwerk- und Pelzwaaren-Handel.

zwischen Menschen- und Roßhaar stehend, von schönem Glänze, glatt abfallend. Bei den schönsten Exemplaren ist das Haar wohl 15 Zoll lang. Anfangs wollte diese Pelzgattung keinen Eingang finden; ge­gen 1860 kam sie jedoch in die Mode, und der Preis des Felles stieg von 1 auf 12 Shilling. Seit jener Zeit wächst die Verwen­dung zu Damenmuffen in England. Ein hübscher Affcnpelzmuff wird gegenwärtig in London mit 1012 Shilling bezahlt. In Paris, so wie vermuthlich überhaupt auf dem Continent, haben sie geringen Eingang gefunden. Man ahmt bereits auch schon in England den Affcnpelz in geringeren Pelzgattungen, namentlich Ziegenhaar, nach, die aber an der Kürze des Haares und dem geringeren Glänze leicht erkennbar sind. Die in neuester Zeit eingeführten Pelze von zwei anderen Affengattungen finden keinen besonderen Anklang. Aber ein weiterer neuer Handelsartikel ist der Pelz des StinkthiereS geworden, da man in Folge anhaltender Versuche die Mittel gefun­den hat, denselben von dem häßlichen Gerüche zu befreien, welcher ihn früher werthlos gemacht hatte. Indem man die beiden weißen Streifen groben Haares, welche den Rücken entlang laufen, entfernt, bildet man aus dem übrigen Theil ein angenehmes schwarzes Pelz­werk. Endlich hat auch die zunehmende Nachfrage nach See- otter für Damenmäntel Veranlassung zu einer Imitation dieses reichen Pelzwcrkes durch Bisamratte gegeben, indem durch Entfernung der Stichelhaare und geschickte Färbung ein ähnliches, nur halb so theures Product erzielt wurde. In Frankreich, d. h. Paris, sind Krimmer und Astrachan zu großer Beliebtheit gekommen, und, da Paris ja für den Continent den Modeton angiebt, auch auswärts.

Wir können diesen Artikel nicht abschließen, ohne der Bedeutung der Kaninchenfelle Erwähnung zu schenken und etwa, wann und wo dies möglich ist, auf die Zucht dieses Thieres, besonders in den ärmeren Klassen des Volkes hinzuweisen. Bekanntlich findet auch mit dem Fleisch der Kaninchen ein bedeutender Handel auf den englischen Märkten statt, wobei jedoch die Felle vor Allem von den Fellhändlern aufgekauft werden, um als Nachahmung kostbarerer Pelze den Bedarf der weniger bemittelten Klassen zu befriedigen. Von den geringeren Fellen werden die Haare abgeschoren und an die Hutmacher verkauft, welche sie zu Filz verarbeiten. Auf den zwei Londoner Märkten von Leadenhall und Newgate allein werden 870,000 Stück Kaninchen jährlich verkauft. Auch in Frankreich ist die Kaninchenzucht von Belang. Der Werth der Kaninchenfelle hat sich in Frankreich mehr als verdreifacht und man hat die Züchter gelehrt, auch auf die Bedürfnisse des Pelzhandels Rücksicht zu nehmen. 8 bis 10 Departements zwischen der Seine und der nördlichen Grenze Frankreichs liefern jährlich 25 26 Millionen Kaninchenfelle für den Handel. Der mittlere Preis Pr« Fell war 1862 gegen 40 Cent., und der größere Theil derselben wird zur Nachahmung anderer Felle ver­wendet. Auf der letzten Londoner Ausstellung fielen besonders große