Pelzwerk- und Pelzwaaren-Handel.

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Wendung und steigen im Preise, wenn sie was freilich selten der Fall ist. ohne Beschädigungen sind, oder sich durch schöne, lebhafte Zeichnungen hervorheben.

Bei den Zagden auf Zweihufer bildet das Fleisch die Haupt- benutzung. Das Pelzwerk ist nur ausnahmsweise geschätzt, da trotz der mitunter schönen Färbungen (bunte Antilope) die Haare gewöhn­lich rauh und brüchig sind.

An Pelzen kommen in Deutschland jährlich gegen 30,000 Edelmarder, 70,000 Steinmarder, 100,000 Füchse, 200,000 Iltisse, 5000 Fischottern und 5000 Dachse in den Handel, die einen Werth von etwa einer Million Thaler repräsentiren. Außer diesen werth- volleren Pelzen werden noch für ebenso viel Geldwerth Hamster-, Katzen-, Hasen-, Kaninchen- und Lammfelle in Deutschland producirt.

In England bildet der Pelzhandel seit Jahren einen belang­reichen Geschäftszweig, und von da aus werden die Artikel in die verschiedensten Länder der Welt geliefert, wo die Pelze entweder als schützende Bekleidung gegen die Kälte, oder als officielles Kostüm oder als bloße Putzstücke gebraucht werden. Die feineren Pelzsorten finden in England selbst keine Liebhaber; sie wandern daher meistens auf die Leipziger Öfter- oder Herbstmesse, von wo sie nach Frank­reich, Rußland und China abgesetzt werden, woselbst Klima und Mode ihnen einen höheren Preis sichern. Leipzig bildet nämlich das Herz des c o n t i n e n t a l e n Pelzhandels, auf dessen Öfter- und Michaelismeffc neben dem heimischen Erzeugnisse die Pelze der Hud- sonsbai-Gesellschaft, wie aus Rußland und allen pelzlieferndcn Län­dern sich begegnen. Der Gcsammtbetrag des Geschäftes mag alljähr­lich nicht unter 3 Mill. Thaler betragen, wird aber 4 Milk. selten übersteigen.

In Betreff der Nachfrage nach verschiedenem Pelzwerke ist das Geschäft zeitenweise ebenfalls großen Veränderungen unterworfen. So z. B. hatten die Biberfelle früherer Zeit den Hauptartikel des Hud- sonsbai-Pelzhandels gebildet, wurden aber in Folge der Vervollkomm­nung der Seidenhutfabrikation wenig mehr gesucht und verloren ihren Werth. Erst nach dem Jahre 1851 kamen sie wieder in Aufnahme, weil der Pelzwaarcnfabrikant E. B. Roberts in London eine Me­thode erfunden hatte, die Stichelhaare des Biberfelles zu entfernen, so daß die untere zartere Wolle als eigenthümliches, sanftes Pelz­werk benutzt werden konnte, welches bald sehr beliebt wurde und aus­gedehnte Verwendung fand. Derselbe Industrielle brachte auch das Dachsfell für Damenmuffe in Gebrauch, und in Folge hiervon fand auch das ähnelnde Fell des virginischen Oppossums als eine wohlfeilere Waare die gleiche Verwendung. Als ein völlig neuer Artikel für Muffe, aber auch nur für diese, sind die Affenpelze zu erwähnen. Dieselben kommen von dem weißschcnkeligen Colobus, einer Affengattung, welche zahlreich an der afrikanischen Küste getrof­fen wird. Es ist dieser Pelz ein langes schwarzes Haar, an Feinheit

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