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Die Kürschnerei.

08. Die Kürschnerei.Der Kürschner ist eine Art Gerber und Schneider in Einer Person", sagt v. Poppe in seinerVolks- Gcwerbslehre". Und auch ein Färber Hiebei, setzen wir hinzu. Denn: als Gerber muß er die Kunst verstehen, Pelze, d. i. Haute und Felle von Thieren, ohne sie zu enthaaren, gar zu machen. Als Schneider verarbeitet er sie dann zu verschiedenen Kleidungs­stücken, namentlich zu Pelzkleidern, Pelzmanteln, Muffen u. dergl. Als Färber endlich stellt er aus wohlfeilen Fellen solche her, welche die Stelle von theureren und seltneren ersetzen. Der Pelz oder das Rauhwerk ist zunächst ein Naturprodukt. Die mit ihm vor­genommene Bearbeitung will nichts anderes, als ihm Weichheit ver­leihen und ihm die Eigenschaft verschaffen, getragen werden zu kön­nen, ohne seine Haare zu verlieren. Unter den zahmen Thieren giebt es wenige, allenfalls Schaafe, junge Lämmer und Pudelhunde, deren Pelze der Kürschner verarbeiten kann. Viele wilde Thiere aber lie­fern, wie wir in dem vorhergehenden Artikel aufgezählt haben, für ihn treffliche Pelze. Die Zubereitung der Felle besteht vor Allem darin, daß sie von dem natürlichen Schmutze und Fette befreit und dann, daß sie gar gemacht werden. Und hiezu darf man keine so scharf beizende Mittel anwenden, als der Gerber eigentlich gebraucht; der Kürschner muß vielmehr darauf sehen, daß das Haar nicht an­gegriffen werde, da die Erhaltung desselben ja der Hauptzweck bei der Zurichtung des Pelzwerkcs ist.

Hiebei sind unseres Erachtens nur wenige Hilfeleistungen, welche Frauenhänden überlassen werden könnten; wie z. B. das Ausklopfen mit dünnen Stäbchen und das Auskämmen der Haare des Pelzwcrks mit einem eisernen Kamme, einmal, wenn sie aus der Trampeltonne kommen und das andere Mal, wenn sie den Tret- oder Wärmestock oder auch nur die Läutertonne passirt haben, gar geworden und auf der innern Seite noch vollends rein abgeschabt und gesäubert wor­den sind. Die Verf. erwähnt zwar, wie die Felle entfleischt werden, das heißt, wie man die etwa noch an der inneren Seite der Felle anhängenden fleischigen oder fettigen Theile mit einem scharfen Messer ablöst, und sagt, daß dies im Taglohne von S 1. 50 gethan wird. Sie spricht jedoch nicht ausdrücklich davon, daß Frauensper­sonen dergleichen verrichten.

Jedenfalls aber kann das Färben recht gut Frauenarbeit sein.

Diejenigen Pelze nämlich, welche von Natur aus eine ungleiche oder unangenehme Farbe haben, werden entweder geblendet oder gefärbt. Geblendet werden solche, deren Haare weiße Spitzen, aber eine braune Grundfarbe haben. Diesen giebt man, ohne sie in die Farbe zu tauchen, bloß einen schwarzen Anstrich. Andere Pelzwerke hingegen werden wirklich gefärbt. Diese müssen zur Annahme der Farbe vorbereitet, nämlich gebeizt werden, eine Arbeit, welche der Kürschner tödten nennt. Das Haar wird Hiebei mit einer gewis­sen Mischung kalt, uud zwar zweimal nacheinander bepinselt. Dann