Die Kürschnerei.

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wird das Fell aufgehängt, getrocknet und ausgeklopft. Hierauf trägt man die eigens hiezu bereitete Gründungsmasse auf, und zwar wech­selt man mit ihr und mit der vorerwähnten Tödtungsmasse gleichsam schichtweise ab, nachdem man jeden Anstrich hat vorher trocken wer­den lassen. Hierauf erst wird das Fell eigentlich gefärbt, getrocknet und gekämmt.

Das Färben des Nauhwerks bleibt immer eine sehr wichtige Arbeit, da man gerade durch sie aus Fellen geringeren Werthes die besseren, seltneren und kostspieligeren Pelzsorten nachzuahmen und dem großen Publikum eine wohlfeile Waare zu schaffen vermag. An vie­len Orten wissen die Kürschner die wilden und zahmen Katzenfelle, die Bälge der Marder und Fischotter so schön und so gut zu fär­ben, daß Vieles für ächten Zobelpelz verkauft wird; auch die russi­schen Pelzhändler haben eine große Fertigkeit im Färben und Zu­richten des Rauhwerkcs.

Beim Färben von Pelzen wird in Amerika im Wochenlohn K 5, und bei stückweiser Bezahlung K 56 verdient.

Pelzfärben ist eine nasse und schmutzige Arbeit sagt die Vers. und der Geruch der Felle sehr widerlich; doch wird diese Verrichtung nicht ungesund gehalten. Oftmals werden Pelze, be­sonders Hermelinfelle sagt sie ferner mit irgend einem gewis­sen Pulver geglättet. Auch dies soll nicht ungesund sein. Jeden­falls sind aber beim Ausklopfen und Auskämmen von Pelzwerk der Staub und die Haartheile, welche in der Luft herumfliegen, den ar­beitenden Personen, zumal denen sehr schädlich, welche zur Auszeh­rung disponirt sind. Was Dr. Bock und Dr. Reclam anra- then, wie diesen Uebelständen begegnet werden könne, haben wir auf S. 14 i, 149 und 150, auch 21 l gesagt.

Die eigentliche obenbeschriebene Beschäftigung des Kürschners oder die Zubereitung der Felle findet der Verf. gemäß meist im Sommer statt und es sollen bisher in derselben nicht sonderlich viel Frauenspersonen mit gedachten HilfSverrichtungen (in Amerika) beschäftigt sein.

Unsere deutsche Kürschnerei ist ein ganz sclbstständiger, in sich abgeschlossener Industriezweig, welcher den heimischen Bedarf voll­kommen zu befriedigen vermag, an Tüchtigkeit mit der ausländi­schen Industrie sich messen kann und an Mannigfaltigkeit der produ- cirten Artikel dieselbe zum Theil übertrifft; wie denn auch deutsche Kürschnergescllen im Auslande allenthalben gesucht und geschätzt sind.

Der Verbrauch an Pelzwerk jeder Art ist bei uns nickt un­bedeutend, da nicht nur die wechselnde Mode denselben in den hö­heren Ständen in bald mehr, bald minder hohem Grade bedingt, sondern auch manche Volkstrachten stabilen Gebrauch davon machen, z. B. die Verwendung von Astrachan für Kragen, von Lammfellen für Kleider und Haubenverbrämungen (für letztere auch Feh) in Bayern und Oesterreich. Die früher in Altbayern, Schwaben, All-