Teppichfabrikation.

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Allem, was auf Zimmerverzierung jeder Art Bezug hat, unermüdlich thätig, und die zu diesem Behufe rastlos angestellten Versuche führen zu allerlei Neuerungen. Requillart, Roussel L Chacquel ist die bedeutendste Firma in der Teppich-Manufactur Frankreichs.

In Belgien beschäftigt das 1856 entstandene Etablissement der Gebrüder Braquerie ör Comp. in Jngelminster 550 Perso­nen und producirt für 40,000 Pfd. Sterl. Werths Aubusson- und Tapestryteppiche.

Holland besitzt in seiner Teppich-Manufactur eine Arbeiter­bevölkerung von 600 Seelen, und befindet sich der Hauptsitz derselben zu Deventer (die wohlbekannte Firma Krone nberg) und Delft (Heukensfeldt) nebst noch 1 oder 2 kleineren Manufakturen in anderen Landestheilen, und producirt ungefähr so viel wie Belgien.

Was den Zollverein betrifft, so ist die erste deutsche Fabrik von Fußteppichen zu Berlin 1790 nach englischen Einrichtungen angelegt worden. Dauerhaftigkeit der Gewebe und glückliche Wahl der Zeichnungen sicherten ihren Fortgang und machten ihre Stoffe gesucht. Bald nach 1800 wurde die zweite Fabrik von Fußteppichen in Deutschland zu Hanau nach gleichen Grundsätzen errichtet. Eine dritte in bedeutender Ausdehnung ward die von Johann Joseph Vaconius in Frankfurt a. M. Auf der letzten Londoner Aus­stellung wurden außer den obenbe.zeichneten sonst noch genannt: Prae- torius L Protzen in Berlin, einer der ältesten Teppichsabri- kanten des Zollvereins; Steidel L Sommer ebendaselbst; Ge- vers L Schmidt in Görlitz und Gust. Ad. Töpffer L Sohn in Stettin (mit sehr gut gearbeiteten Matten und Teppichen aus Cocosfasern); endlich Carl Roscamp zu Springe in Han­nover, und I. Erlenbusch in Stuttgart. Außerdem sind noch erwähnenswerth: W. Lippke in Berlin mit der Fabrikation von Filzteppichen, sowie Plant L Schreiber zu Jeßnitz bei Dessau mit der Fabrikation von bedruckten Tischdecken; ein Etablissement, das in seiner A>t unerreicht dasteht, sich von gerin­gem Anfang aus sich selbst heraus zu seiner jetzigen Bedeutung em­porgearbeitet hat und 200 Personen beschäftigt. Endlich nennen wir noch Bayer's sel. Wittwe in Nürnberg, welche aus ihrer Tep- Pichmanufactur zu Berlin sehr preiswürdige Waare ausgestellt hatte.

Bezeichnend müssen wir hier noch einschalten, daß der weiland kurfürstliche Hof besonders darauf versessen war, u. A. auch seinen Bedarf an Teppichen von Paris zu beziehen, während dieselben sämmtlich in Hanau verfertigt waren.

Die österreichische Teppichwebererei ist altberühmt. Die Teppicherzeugnisse der seit 1672 bestehenden Wollenzeug - Manufaktur in Linz, welche ursprünglich zur Aufmunterung in der Wollenwaaren- Fabrikation bestimmt, in den Zeiten der höchsten Blüthe 30,000 Men­schen beschäftigte, und bei welcher jetzt noch 110 Beamte und 6000 Arbeiter thätig sein sollen, wurde auf der Berliner Ausstellung aus-

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