Ackerbau.

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2. Der Reis, aus Indien stammend, wo er, wie auch in China, das Hauptnahrungsmittel ist, und von wo er nach den Tropenlän­dern und gemäßigten Zonen aller Erdtheile sich verbreitet hat. In Europa wird er zunächst in Spanien und in Italien angebaut. Dies ist aber eine mühvolle und ungesunde Beschäftigung, die in Italien zum Theil durch Alpenbewohner ausgeführt wird, welche deshalb zu bestimmten Zeiten von ihren Bergen herab in die Ebene wandern, obschon diese wegen der Ausdünstungen des über dem Reise stehen­den Wassers von Fiebern heimgesucht wird. Der Reis gehört nicht zu den sehr nahrhaften Stoffen. In Reisländern verfährt man aber nach dem Grundsätze: die Menge muß es bringen; denn. es soll in's Unglaubliche gehen, welche Mengen dort manchmal auf einem Sitz verzehrt werden. (Aber, ist es bei uns nicht auch so mit der Kar­toffel? -)

3. Die Hirse stammt ebenfalls aus Ostindien, gedeiht aber auch in gemäßigten Klimaten, und die Körner dienen als Gemüse, Suppe und Gebäck zur Nahrung; bekannt ist auch der Hirsebrei mit Milch, wozu allerdings gute Verdauungsmittel gehören.

Als Zwischenfrüchte und Futterstrohlieferanten dem Landwirthe von Werth zählen wir hier nur kurzwegs auf: die Bohne und Fa- seole (Zwergbohne), sowie Pferde- und Saubohne; die Erbse, die für Land-, Garten- und Hauswirthschast von so großer Bedeutung ist; dieWicke; die Linse, und der Buchweizen oder das Haide- korn. Dazu mögen auch Futtergewächse, Gräser und Klee­arten, Wurzel- und Knollengewächse, endlich auch die Handelsge­wächse rc. gerechnet werden, von denen allen wir an einer anderen Stelle Erwähnung machen werden.

Das wichtigste Werkzeug des Ackerbauers ist der Pflug. Er ist unter allen anderen Dingen der mächtigste Hebel der Civili­sation gewesen und hat daher bei allen Völkern stets in hohen Ehren gestanden. Das Pflügen ist die bedeutsamste Arbeit, welche der Mensch mit dem Boden vornimmt. Er ist daher zum Symbol der Herrschaft über das Erdreich geworden, und der Pflug wurde heilig gehalten von jeher, in Dichtungen gepriesen und in Denkmälern ver­ewigt. An seine einfache Construction knüpfen sich die Erinnerungen von der Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Und bis zu seiner Vervollkommnung zum Dampfpfluge liegt ein großes, inhaltsschweres Kapitel der Menschcngeschichte. Doch wohl zur Freude des Wohl­gesinnten und des Verständigen wird die friedliche Pflugschaar den endlichen Sieg über das den Segen des Fleißigen zerstörende, die Gewalt aufrecht haltende und die Thorheit und den Wahn des Menschen nähernde Schwert davon tragen. Die Hebräer und Egypter kannten den Pflug bereits; aber erst bei den Griechen und Römern hat er seine Geschichte. Die Erfindung des Pflugs wurde der Demeter (Ceres), der allernährenden Mutter (also einer Frau!?), auch ihrem Lieblinge, dem Triptolemos von Eleusis, dessen Namen