Ackerbau.

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müssen zu zwei und drei in Räumen schlafen, die nicht einmal den Namen einer Kammer verdienen, ja oft zu zwei in Einem Bette. Und was das für Marterinstrumente, oder welche Pfühle voll Krank­heitsstoff diese sind! Außerdem, daß die Dienstboten nicht alleinvom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang" zur Arbeit angehalten werden, können die Dienstherren doch nicht genug kriegen, und ver­langen, nachdem schon die volle Tagesarbeit vollbracht ist, darüber und immer noch mehr, je williger der Dienstbote sich zeigt. Bes­seres und abwechselnderes Essen, eine freundliche Schlafkammer mit gesunden Betten (die auch noch die billigsten sind), hinlängliche Mit­tagsruhe und zeitiges Heimkehren vom Felde am Abende, sowie freund­liche Behandlung lohnt sich sicherlich schon durch den guten Willen der Arbeiter, durch freiwillig geleistete bessere und mehr Arbeit. Hauptsächlich aber würde, sagt auch der^merie. ^grie.", viel ge­wonnen sein, wenn Dienstboten so gestellt wären, daß sie ein Interesse an dem Erfolge der Farm hätten, wenn ihnen z. B. eine Extra­bezahlung versprochen werden würde für den Fall, daß sie das Er- trägniß der Ernte über den Durchschnittssatz brächten.

Ganz dieselben Verhältnisse, wie sie bisher erörtert worden sind, gilt auch von der Stellung des weiblichen Gesindes auf dem Lande. Aber eine Erscheinung ist auffallend. Während in Deutschland sich die Landmädchen in die Städte drängen, nicht so sehr, um in Fa­milien zu dienen, sondern um Nahterinnen zu werden; wenden sich in Amerika Frauenspersonen immer mehr den Farmarbeiten zu. Unstreitig wirkt hierbei der Umstand mit, daß auf den amerikanischen Farmen bereits die schwersten Verrichtungen den Maschinen übertra­gen sind. Aber nicht blos als Dienstboten wenden sich die Ame­rikanerinnen der Landwirthschaft zu, sondern sie zeigen auch im selbst- ständigen Betriebe derselben, was Fleiß und Unternehmungsgeist ver­mögen. Im Westen des Staates New Aork z. B. sind, wie in in Ohio, Michigan u. s. w. Frauen, welche nicht blos ihre Farmen selbst bewirthschaften, sondern die auch sogar selbst mit auf dem Felde arbeiten, die Pflügen, säen und ernten mithelfen u. s. w.

Virginia Penny zählt folgende Fälle auf, in denen Frauens­personen Feldarbeit besorgten oder Farmen selbstständig bewirth­schafteten.

In den Adirondack-Bergen im Staate New Zjork lebt ein Far­mer, Namens Arnold, mit einer Familie von 13 Kindern (12 Mäd­chen und 1 Knabe), welcher sich vom Feldbaue, der Jagd und dem Handel nährt. Den Feldbau betreiben größtentheils die Mädchen, welche Pflügen, säen, eggen und ernten. Zwei dieser Mädchen allein sollen während Eines Winters 500 Bushel Hafer mit gewöhnlichen Dreschflegeln gedroschen haben, während Vater und Mutter auf den Handel ausgezogen waren. Sie verrichten alle Arbeit, die vorkommt, so gut wie es männliche Arbeiter nicht anders vermöchten, sind da­bei friedsam und bescheiden, und leben so zurückgezogen, daß sie gegen