Ackerbau.

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sich bei dem Urtheile der Preisrichter beruhigte. Es standen ihr allerdings einige außergewöhnliche Vortheile zu Gebote; allein diese wa­ren nicht der Art, um ihr eigenes Verdienst zu schmälern. Sie war nämlich eine Wittwe im Alter von 30 Jahren, hatte sechs Kinder und besaß eine hübsche Milchwirthschaftc-farm mit gutem Viehstand, die jedoch nur zur Halste bezahlt war. Sie konnte dieselbe verkau­fen, verpachten oder selbst bestellen. Sie entschied sich für das letz­tere, und die Leute, welche mit solchen Verhältnissen genau bekannt sind, behaupten, daß sie selbst noch besser und verständiger gewirth- schaftet habe, als ihr verstorbener Mann, welcher doch nach dem öffentlichen Urtheile ein sehr guter Farmer gewesen sein soll. Na­türlich hatte sie Einiges zu lernen. Welcher vernünftige Mann muß und thut dies nicht in jedem Zweige menschlicher Bestrebung, und es bleiben ihm doch noch viele Dinge unbekannt. Sie hat ein vortreff­liches Urtheil über Pferde und Rindvieh und würde eine bessere Ent­scheidung in den Ausstellungen abgeben, als Viele, welche bis jetzt als darin competent angesehen werden. Es würde dem Gegner von Frauen eine andere Vorstellung beibringen, wenn er sie die feinen Eigenschaften ihres Lieblings-Chaisenpferdes und die Leistungen ihrer veredelten Devons und Ayrshires auseinandersetzen hörte. Ist es ganz weiblich, Pferde und Kühe zu malen; warum nicht auch, sie zu be­sitzen und sie zum Vergnügen und zum Nutzen zu verwenden? Wenn die Frage erlaubt wäre: ist nicht eine hübsch angekleidete Frau so anziehend auf einer grünen Wiese, wenn sie die überwäfferigen Augen ihrer grasenden jungen Kühe, ihre glatte Haut und ihre schwellenden Euter preist, als wie in einer Bildergallerie, wo sie dieselben Dinge auf Leinwand bewundert? Der Geschmack einer Frau für Form und Farbe ist im Allgemeinen so fein, wie der eines Mannes. Warum sollte derselbe nicht gebildet werden an der Wolle auf dem Rücken des Schaafes, ebenso wie am Gewebe im Empfangzimmer? Frau Grundy konnte nie einen Grund dafür einsehen und kann recht wohl ein Merinoschaaf von einem Southdown unterscheiden, und schämt sich nicht dieser Kenntniß. In der Verzierung ihres Wohn­hauses hat sie an den Anlagen ihres Mannes große Verbesserungen vorgenommen. Die wild wachsenden Büsche verschwanden an den Zäunen, und Bäume wurden längs der Straße und dem Chaisen- wege gepflanzt, der zum Hause fuhrt, das auf einer Anhöhe, etwas weg von der Straße steht. Wohnhaus und Scheuer genießt den Schutz eines Gürtels von Immergrün, woran der verlebte Herr Grundy gar nie gedacht hatte.

Kurz, das Resultat ihrer dreißigjährigen Wirthschaft (denn sie ist jetzt schon eine alte Dame) zeigt, daß sie Rechnung zu führen verstand und sie wirklich führte. Die Farm wurde bezahlt, sehr ver­bessert und verschönert; die Kinder wurden erzogen und in anstän­dige Lebensverhältnisse gebracht. Sie hat nicht den Pflug geleitet oder den Wagen getrieben; sondern hat nur Aufsicht darüber geführt.