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Der Weinbau.
Davon trifft auf Bayern, wo sich die Pfalz mit ihren Moselweinen, mit dem Förster, dem Deidesheimer; ferner Franken mit seinen Weinen, an der Spitze der edle Leistenwein, auszeichnen, 28,pCt. — Auf das schöne badische Land, den Garten von Deutschland, treffen 2l'9ü P§t.; es producirt die bekannten Markgräfler und billigen Kaiserstuhler, die rothen Zelter und moussirenden Weine aus Frei- burg im Breisgau rc. Die Regierung dieses Landes hat in Meersburg eigens eine Weinbauschule in's Leben gerufen, in welcher die Zöglinge im März, im Juni, Ende August und im Herbst etwa je 8 Tage einberufen und in den einzelnen Arbeiten (Schneiden, Stoßen, Binden, Verlegen, Verbrechen, Herbsten und Keltern) unterrichtet werden. — Dann kommt Würtemberg mit einer Produktion von 20,72 pEt. Dieses Land ist, trotz der klimatischen Schwierigkeiten, sehr weit vorangeschritten und hat einen ausgebildeten Weinbau. Riesling, Traminer und Klevncr rc. Weine.sind Namen von gutem Klang. Aber man faßt die Sache dort auch mit Liebe und Eifer an der rechten Seite an. Eine Weinbau - Verbesserungsanstalt in Stuttgart vertheilt edle Rebenschnittlinge in die Weinbau treibenden Bezirke und wirkt sonst in jeder Beziehung belehrend und anregend. Insbesondere verdienen aber die Weinbau-Genossenschaften Beachtung, wie sie in diesem Lande bestehen und nun auch in Baden gefördert werden. Der Generalsecretair dieser Genossenschaften, Herr von Längs dorf, hat ein Schriftchen über diesen Gegenstand veröffentlicht, worin die Erfolge bestehender Vereine auseinandergesetzt sind (und das, wie überall, insbesondere in Ungarn verbreitet zu werden verdient). Der Winzer bedarf nach vielen Richtungen hin mehr der Genossenschaften, als manches andere Gewerbe. Denn wie nöthig ist ein, wenn auch kurzer Credit zur Anschaffung von Fässern, Dünger u. s. w. Und wie viele und wirklich große Nachtheile des Kleinbetriebes sind Genossenschaften im Stande zu beseitigen. Denn hier werden alle Trauben zusammen geerntet, und was sich bei kleinen Weinbergen nicht lohnt, faule oder reife Trauben ausgelesen. Der kleine Winzer kann nicht mehrmals keltern, er hat keine eigenen Kelter, ist also von Anderen abhängig u. s. w. In Würtemberg ist dies durch die bestehenden Vereine bereits ausgeglichen. An der Mosel bestehen auch schon seit 1854 mehrere solcher Genossenschaften, welche bessere Bebauung der Weinberge, Behandlung der Trauben, Kelterung, die Beschaffung guter Keller, bessere Pflege des Weines und Verwerthung desselben zum Zwecke haben. Auch Darlehen werden auf Wein und Weinberge gegeben. — Ein derartiger Verein in Neckarsulm hat sich einen solchen Ruf erworben, daß seine Preise maßgebend sind und Alles auf dieselben wartet. Schon das Gähren des Weins in großen Fässern macht ihn um Vieles besser. An Zeit, Arbeit und Geräthen wird außerordentlich gespart und, da die sachverständigsten Mitglieder an der Spitze stehen, stets das Zweckmäßigste angeordnet. — Seitdem der Genuß des Bieres sich so allge-