Der Weinbau.
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des Weins und begingen zu seiner Ehre große Festlichkeiten zur Zeit der Weinblüthe und zur Weinlese. — Kaiser Probus (276) soll die ersten Reben an den deutschen Rhein gebracht haben; gewiß aber ist, daß Karl der Große (800) solche aus Burgund und Orlcans zu Jngelheim pflanzte, und noch heute nennt man die besten Trauben in Rüdesheim „Orleaner". — Die Mönche erwarben sich um den Bau des Weines am Rheine großes Verdienst.
Man nimmt an, daß in Europa 660 gcograph. Quadratmcilen mit Wein bebaut sind und daß Deutschland allein 37 Mill. Eimer mit einem Werthe von 1l4 Mill. Thalern zieht; auf Ungarn allein kommen 24 Mill. Eimer mit 67 Mill. Thlr. Frankreich gewinnt durchschnittlich 60 Mill. Eimer mit einem Werthe von 117 Mill. Thlr. Auf ganz Europa rechnet man einen Durchschnittsertrag von 128 Mill. Eimern. — Man sieht, daß Frankreich in der Production obenan steht. Es hat den größten Weinbau in der Welt, indem es 22 seines produktiven Flächenraumes oder mehr als 3 Mill. Joch mit Reben bedeckt, auf welchen über 60 Mill. Eimer geerndtet werden. — Die französischen Weine unterscheiden sich hauptsächlich von den Weinen anderer Länder dadurch, daß die Weine eines jeden Departements einen ihnen besonders eigenen Geschmack und Geruch haben. Fast in allen Departements gedeihen bessere oder geringere Weine. Die ausgezeichnetsten sind die edlen Bordeaux-, feurigen Burgunder-, die weltberühmten Champagner-, Roussillon-, Languedoc-, Elsässer und andere Weine.
Nächst Frankreich hat Oesterreich die größte Weinproduction in der Welt. Ungarn, Niederösterreich, Steiermark rc. sind die Hauptweinlande, die zusammen jährlich 30—40 Mill. Eimer produciren. Mit Ausnahme der nördlichen Kronländer Galizien und Schlesien sind fast alle übrigen, selbst die Alpenländer, mehr oder weniger am Weinbau betheiligt; doch liefern die Ausläufer der Karpathen und Alpen gegen die ungarische Ebene zu den meisten und zum Theil edelsten Wein. In allen Mittel- und wohlfeilen Weinen ist Oesterreich jedenfalls dem Zollvereine überlegen, in rothen Weinen auch bezüglich der feineren Sorten. — In Ungarn ist die Mehrzahl der kleinen Besitzer leider in den Händen von — Wucherern, welche ihnen auf ihre Erzeugnisse Geld vorstrecken, Monate lang, noch vor der Reife (und dies nicht allein auf Wein, sondern auch auf Korn, Wolle u. dergl.). Diesen bedauernswerthen Zuständen könnte sicherlich durch Einführung von Genossenschaften, wie sie in Wür- temberg bereits bestehen und deren wir noch Erwähnung thun wollen, gründlich abgeholfen werden. Es bedarf nur der Anregung und gelegentlich eines Beispieles. — An der Spitze der österreichischen Weine stehen unbedingt die ungarischen: die herrlichen Tockaycr, Rüster und viele andere edle Sorten, welche, jetzt kaum gekannt, noch eine große Zukunft für sich haben dürften.
Im Zollverein wurden 1866 erzeugt 3,033,000 Eimer Wein.
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