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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Lebkuchen- oder Pfefferkuchenbäckerei.

eines der besten Mittel. Auch äußerlich ist der Honig ein gutes, gelind reizendes, reinigendes und erweichendes Mittel als Gurgel- wasser, zur Heilung frischer Fleischwunden, zur Beförderung der Ei­terung verhärteter Drüsen rc. >

197. Die Lebkuchen- oder Pfefferkuchenbäckerei (weitere Fortsetzung des Artikels vomHonig"). Die Lebkücbnerei, als förmliches Gewerbe, scheint schon mit den Honigkuchen tief im Mit- telaltcr entstanden zu sein, wie in den alten Städten Nürnberg, Bres- lau, Thorn, Danzig, Braunschweig, Pulsnitz, wo heute noch, und auch in Basel und Offenbach, die besten Lebkuchen gemacht werden.

Man versteht darunter tafelförmige, aus Mehl, Honig, Syrnp, Zucker, zum Theil mit Zusatz von Mandeln und Gewürzen gebackene Kuchen.

Dieses Gebäck spielt noch immer nicht blos als Näscherei für Kinder, sondern auch für Erwachsene eine Rolle und wird besonders auf Jahrmärkten viel verzehrt, sowie es auch am Weihnachtsbaum rc. nicht fehlen darf.

Man sollte daher denken, daß die Bereitung von Lebkuchen und Pfeffernüssen etwa geeignet sein möchte, daß Frauen, fe nach der ge­botenen Gelegenheit, die Materialien leicht zu beziehen und dann für ihre Waare guten Absatz zu finden, hieraus wenigstens einen zeiten- weisen Nebenverdienst, wo nicht einen beständigen Haupterwerb ablei­ten könnten. Und in Rücksicht dessen fügen wir auch folgende An­leitung zum Betriebe der Lebküchnerei hier bei, wie sie nach Leuchs' polytechnischer Zeitung in Nürnberg, welches darin einen so großen Ruf erlangt hat, betrieben zu werden pflegt.

Die Stoffe zur Bäckerei von Leb- oder Pfefferkuchen, von de­nen es zwei Hauptsorten, braune und weiße, giebt, sind:

1) Mehl, und zwar zu den feinen feinstes Weizenmehl, zu den geringen Roggen- oder Erbsenmehl; oft auch ein Zusatz von Kartoffelstärke oder gekochten Kartoffeln (welch' letztere aber sehr schwer backende wässerige Kuchen geben).

2) Honig, Zuckersyrup, Farin; zu den feinen weißen auch Meliszucker, seltener Stärkezucker, Möhrensyrup und Traubensyrup.

3) Gewürze, besonders Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken, Kar­damomen, Zimmt, Piment, Muskatnüsse; starker Zusatz von Ge­würzen wird häufig angewandt, um den Geschmack des schlechten Sy- rups zu verdecken. So stark gewürzte Lebkuchen sind aber sehr un­gesund, besonders wenn sie auch freie Pottasche enthalten, und er­regen sehr leicht Zahnschmerzen; daher auch die Zahnauszieher nie mehr zu thun haben, als an manchen Orten um Weihnacht, wo es Mode ist, Lebkuchen zu essen.

4) Pottasche. Diese wird vornehmlich bei dem braunen Lebkuchen angewandt, und hat den Zweck, die Säure des Syrups