Dokument 
Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
Seite
641
Einzelbild herunterladen

Cacao und Chocolade.

641

weiß von Farbe, herbe und bitter von Geschmack sind. Im Decem­ber ziehen die Ansiedler zum Sammeln des wilden Cacao aus. Die Gegenden, in denen er wächst, sind aber so ungesund, daß diese Ernte mit ungeheuren Schwierigkeiten verbunden ist und die Trock­nung der Früchte nur in nothdürstiger Weise geschehen kann, weshalb man ihn auch ungerotteten Cacao (Oueao Oravo) nennt, der als die schlechteste Sorte gilt. Der meiste Cacao wird in beson­deren wohlbewässertcn Plantagen gezogen. Eine Menge Ungeziefer sind der Cacaopflanze sehr gefährlich; fleißiges Jäten des Unkrautes, Auflockern des Bodens u. dergl. gehören zu den nothwendigen Arbei­ten. Im 3. oder 4. Jahre ihres Alters fangen die Bäume schon an zu blühen und fahren mit Fruchttragen fort bis zum 30., ja unter besonders günstigen Verhältnissen bis zum 50. Jahre; im 12. Jahre ist ihr Ertrag aber am ergiebigsten. Die kleinen, geruchlosen, violetten und gelblichen Blüthen brechen büschelweise aus den stärke­ren Aesten, dem Stamme und selbst aus bloßliegenden Wurzeltheilen hervor; von je 3000 derselben kommt aber nur ungefähr Eine zur Fruchtentwickelung. Das Wachsthum der Frucht, welche allmählig die Form einer länglichen Melone annimmt und bei ihrer Reife in's Gelbe und Orangenrothe hinüberspielt, sowie 56 Zoll lang und 2 bis 2^ Zoll dick ist, erfordert ungefähr 4 Monate. Im Innern der Frucht befindet sich ein weißliches, teigiges Fleisch, in welchem fünf Reihen weißer, stark bitter schmeckender Bohnen liegen. Ob- schon der Baum während des ganzen Jahres blüht und ununterbro­chen Früchte zeitigt, sind letztere doch vorzugsweise zu zwei Zeiten des Jahres vorhanden, die aber nach den Landschaften abweichen. So z. B. fällt in Mexico die Haupternte auf den März und April, die zweite geringere auf den Oktober; in Brasilien dagegen trifft man die meisten Früchte im Juni und Juli (der Winterszeit jenes Gebietes), die zweite und schwächere Ernte ist im Januar und Fe­bruar. Man rechnet, daß jeder Baum jährlich etwa 46 Pfd. frische Cacaobohnen liefert, welche getrocknet die Hälfte, also 23 Pfd. ausmachen. Der Anblick, welchen eine wohlbestellte Cacao- Plantage darbietet, ist ein überaus lieblicher und wohlthuender. In breiten Alleen stehen die fast gleich hohen Bäume mit ihren schönen großen, theils saftig grünen, theils rosa gefärbten Blattern, mit Blüthen übersäet und hie und da eine der schön gefärbten, gelben, zuweilen grünen Früchte tragend.

Die Zubereitung der Bohnen für den Handel ist ziemlich einfach. Die abgepflückten Früchte werden mit einem stumpfen Messer, aus Holz oder Knochen gemacht, aufgeschlitzt, und die Bohnen von dem anhängenden Fleische durch Reiben mit den Händen befreit. Dies abgeriebene, musartige Fleisch der Cacaofrucht wird von den India­nern theils roh verzehrt, theils giebt es, ausgequetscht, ein angenehm erfrischendes Getränk von säuerlichem Geschmack, was in dem heißen Klima gern genossen wird. Die grob gereinigten Bohnen werden

41