640 Ersatzmittel des Thee's. Caeao und Chocolade.
giebt, die sich ihr Nationalgetränk nur verschaffen können, wenn — es recht billig ist.
Insofern man unter Thee im gewöhnlichen Sprachgebrauche Aufgüsse auf allerlei Pflanzenblätter und Blüthen bezeichnet, welche früher mehr als jetzt besonders in den unteren Standen im Gebrauch waren, haben wir eigentlich selbst eine große Anzahl von Thee- Ersatzmitteln. So wird Thee bereitet:
Aus den getrockneten Flieder- oder Hollunder-Blüthen, welcher den Schweiß hervorruft und ein herrliches nervenstärkendes und krampfstillendes Mittel, besonders zu Anfang aller aus Erkältung entstandenen Krankheiten ist.
Ebenso aus getrockneten Lindenblüthen, von gleicher Wirksamkeit.
Aus getrockneten Chamillenblumen, gut bei Wechselfiebern anzuwenden.
Aus den getrockneten Blättern der Melisse, der belebend, krampfstillend und bei mancherlei Uebelbefinden wohlthätig und heilsam wirkt.
Desgleichen aus Salbei, Erdbeerenblättern, Majoran, Malven, Krause- und Pfeffermünze u. dergl. mehr. Welche Theeabgüsse sonst nicht blos als Arznei oder Vorbeugung und Bewahrung vor Unwohlsein, sondern auch als ein Genußmittcl zur Erheiterung und Belebung getrunken werden können.
217. Cacao und Chocolade. — So wie der Thee aus Amerika einen großen Freistaat geschaffen hat, so hat der Cacao — Mexico erobert. Denn Cortez würde mit seinem aus golddürsti- gen Abenteurern bestehenden Heere es vergebens versucht haben, das Reich der Azteken zu unterjochen, wenn er nicht den Cacaobaum zu seinem Proviantmeister gehabt hätte, dessen Frucht gerade ein Nahrungsmittel lieferte, welches für das heiße Klima Amerika's besonders passend ist, da es nachhaltig den Hunger stillt und zu gleicher Zeit belebend und erheiternd auf den menschlichen Organismus einwirkt.
Den Baum, welcher die Cacaobohnen liefert, nannte Linnä „Ikeobroma", d. h. „Götterspeise". Derselbe ist von mittlerer Größe (12—40 Fuß, je nach der Sorte, welcher er angehört) und 4 — E Fuß im Durchmesser haltend. Dem äußeren Ansehen nach hält er die Mitte zwischen der Orange und einer großblätterigen Herzkirsche, nur daß seine Blätter viel größer sind, als bei der letzteren. Er findet sich noch jetzt in Mexico, Centralamerika und dem äquatorialen Südamerika wild. Die südamerikanischen Indianer sammeln die gurkenähnlichen, mehr als spannenlangen, goldgelben Früchte nur, um das Fruchtfleisch zu genießen. Sie verschmähen die Bohnen und letztere finden sich haufenweise an den Lagerplätzen jener Horden. In jeder Frucht liegen 25 Bohnen, die frisch