Cacao und Chocolade.

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zenden Punkte haben; denn diese bekunden, daß die Verfälschung durch Zucker verhüllt ist. Endlich muß Chocolade, wenn man sie kaut, sanft im Munde zergehen, keine Rauhigkeit auf der Zunge spüren lassen, sich gänzlich in Speichel auflösen und eine Kühlung der Zunge verursachen. Diese letztere Eigenschaft ist die entscheidendste und kann durch keine Fälschung hervorgebracht werden.

Das Kochen der Chocolade in Milch, das in Deutschland hier und da gebräuchlich ist, beabsicht auch nur eine möglichste Vermehrung des Quantums. Der Spanier kocht seine Chocolade nur in Wasser und trinkt sie aus sehr kleinen Tassen. Die Cacaoschalen, die sich in den Chocoladefabriken massenhaft anhäufen, werden namentlich viel von Trieft aus nach England ausgeführt und dort unter dem Namen W86rsl)6l" mit geringeren Cacaosorten zu einer Art Chocolade verarbeitet, mit der man Irland beglückt. Bei uns kommen diese Schalen unter dem Namen Cacaothee in den Handel, finden aber wenig Anklang.

Die reine, bittere Cacaomasse wird nur ausnahmsweise zur Herstellung eines Getränkes benützt und gilt als ein beliebtes diäte­tisches und Nährmittel für Wiedergenesende, für schwache Kinder, zarte Frauenspersonen, hektische und sonst abgemagerte und von Kräf­ten gekommene Personen.

Um Cacao und Chocolade für schwache Magen verdaulicher zu machen, sondert man die fettigen oder öligen Bestandtheile, die sog. Cacaobutter, ab, die schon seit lange in Amerika von den Creo- linnen zu Hautsalben angewendet wurde und bei uns vom Apotheker zu Augensalben, Ceraten u. dergl., sowie vom Seifensieder zur Be­reitung der Cacaoseife benutzt wird, die gegen aufgesprungene Lip­pen, Brustwarzen rc. sehr heilsam sind.

Die Pariser Chocoladefabrikanten haben in diesem Fach einen besonderen Ruf erworben. Frankreich und Spanien zeichnen sich darin vor allen anderen Ländern aus. Wie schon gesagt ist die Chocolade nicht blos das Nationalgetränk der Spanier, sondern sie essen zu­gleich feste Chocolade dazu. Während die Franzosen die Chocolade ohne Gewürz oder höchstens mit Vanillegeschmack bereiten, geben die Spanier auch noch Zimmt dazu. Der französische Theil der Schweiz steht in der Chocoladefabrikation in dritter Reihe. Dann kommt Oesterreich und der Zollverein. Dieser Industriezweig hat haupt­sächlich in der letzteren Zeit einen erfreulichen Aufschwung genommen.

Nach dem Pariser Ausstellungs-Catalog bringt in Frankreich die Chocoladefabrikation jährlich 30 Millionen Frcs. in Verkehr und werden dort nunmehr alljährlich 11,000 Tonnen Chocolade zu einem durchschnittlichen Werthe von 3 Frds. pr. Kilogramm fabricirt. Die meisten Chocoladefabriken befinden sich in Paris und seiner Umge­bung und in den Departements: Nord, Somme, Gironde, Loire, Rhone und der Pyrenäen. Eine große Zahl von Frauens­personen ist beim Reinigen der Cacaobohnen und beim