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Schriftsetzen.

Die Arbeit des Setzers ist eine ermüdende und muß oft (wie in den Druckereien von Morgenblättern) zu einer Zeit verrichtet wer­den, wenn alle übrige Welt schläft, und erfordert viel mehr Anstren­gung, als jede andere Verrichtung in der Buchdruckerei. Deshalb würde auch irgend eine mechanische Forderung hierin in der That ein großer Gewinn sein und die Nützlichkeit dieser Kunst mehrfach erhöhen. Wie ermüdend das Setzen ist, thut folgende Notiz dar: Ein geschickter Setzer kann in einer Minute 4042 Lettern zu­sammensetzen, das sind in einer Stunde gegen 2500 und an einem Tage, den Tag zu 10 Arbeitsstunden gerechnet, 25.000. Wenn man nun jeden Weg, welchen die Hand des Setzers zu den einzelnen Fä­chern des Setzkastens nach dem Winkelhaken, in dem er die Lettern aneinanderstellt, und dieselbe Strecke zurück, jedesmal auf einen Pa­pierstreifen verzeichnen wollte, so würde der Papierstreifen am Abend eines zehnstündigen Arbeitstages eine Länge von 9 englischen Meilen betragen. In einem Jahre, die Woche zu 6 Arbeitstagen gerechnet, würde die Hand eines fleißigen Setzers einen Weg von 3000 Mei­len zurücklegen.

Von der Kunstfertigkeit mancher Setzer gab die letzte Londoner Ausstellung glänzende Beweise. So z. B. hatte ein Setzer der Buch­druckerei von Enschcde in Harlem einenPavillon von Harlem" ausgestellt, zu welcher Arbeit wahrlich viel Kunstsinn und Kunstliebe, aber noch mehr Geduld gehörte. Denn sie zeigte ein ganzes Landhaus mit Gärten, Fontainen rc. rc., aus einfachen Linien zusammengesetzt. Das Ganze, aus vielen Tausend Stückchen Linien und Quadraten bestehend, war wie aus Einem Guß geformt und machte dem Unfer­tiger alle Ehre. Eine, wenn auch weniger schwierige, aber dennoch recht kunstreiche und viel lohnendere Arbeit war die von Jose de Castro aus Lissabon. Mit einfachen (biegsamen) Zinklinien und ohne Beihülfe von besonders gegossenen Quadraten hatte hier der habile Setzer geometrische, mathematische und architektonische Figuren her­gestellt, wie sie nicht besser geschnitten werden können. In kleineren Städten, wo es an Xylographen noch fehlt, oder in sonstiger Ver­legenheit zeigt diese Arbeit einen unschätzbaren Ausweg für den Buch­drucker. Die hier auf einer Folioseite dargestellten Zirkel, Ecken, Ellipsen, Ovale und Kreise ließen nichts zu wünschen übrig und wird das Verdienst des Setzers noch dadurch erhöht, daß Hiebei weder Karten- noch Papierspänchen zur Nachhülfe verwendet wurden.

Die Beschäftigung des Schriftsetzens wird wegen der bleihalti­gen Composition der Lettern nicht für gesund gehalten. Aber es wirken hierbei noch mehrere andere Umstände mit, welche gefährlicher erscheinen, als gerade dieser Punkt. Denn manchmal arbeiten Setzer in schlecht ventilirten und ungesunden Räumen, was doppelt schädlich bei Nachtarbeit ist, wo sie nicht blos oft schlechtes Licht haben, son­dern dasselbe auch die gesunde Luft zum Athmen verdirbt. Das beständige Stehen greift die Verdauungsorgane an; im Sitzen aber