Zettel tragen u. ankleben. Etiketten schneiden. Buchbinderei. 675

sie erwerben, ein hart verdientes, um so mehr, als die Leute Alles lieber bezahlen, als die Zeitung, und manche arme Zeitungsträgerin auch obendrein noch lange warten muß, den betr. Betrag überhaupt zu erhalten.

240. Zettel tragen und Zettel ankleben. Wenn auch nicht letzteres, so paßt sich doch das Austragen von Theater-- und Concert-Einladungen, von Geschäftsempfehlungen u. s. w. recht gut für Frauenspersonen, und bietet den Zeitungsträgerinnen manch' an­nehmbaren Nebenerwerb.

241. Etiketten schneiden. Dies geschieht entweder aus freier Hand mit der Scheere, oder mittelst Maschinen. Diejenigen Etiketten, welche nur einfach viereckig oder länglich sein sollen, macht man auf Maschinen, welche von männlichen Arbeitern bedient werden. Etiketten aber von einer unregelmäßigeren oder zierlichen Form wer­den aus freier Hand mit der Scheere geschnitten, und wird diese Arbeit den Frauenspersonen, welche selbige fertigen, mit nach Hause gegeben. Es wird Hundertweise, je mit 1 Cts., bezahlt. Eine ge­wandte Arbeiterin kann damit in einer Woche K 46 verdienen. Die Verf. erzählt von einer Frau, welche mit ihren Töchtern K 50 pr. Monat mittelst dieser Beschäftigung erwarb. Es erfordert nicht lange Zeit Lernens hierzu. Im December und Januar ist damit jedoch wenig zu thun.

242. Die Buchbinderei. Die Art des Bücherverkaufs, die Sitte, hat einen großen Einfluß auf die Buchbinderei der einzelnen Länder. In England wird die ganze Auflage jedes besseren Buches auf zwei Seiten beschnitten und steif gebunden. Buchbinder, die wie bei uns für viele Kunden einzelne Bücher binden, giebt es daher dort fast gar nicht. Der französische Buchhändler verkauft brochirt, d. h. geheftet und geleimt; während der deutsche sich oft nur auf das letz­tere beschränkt. Daher kommt es, daß der Bücherkasten des bemit­telten Mannes in England einfache, aber zweckmäßige, in Frankreich elegante, in Deutschland und Oesterreich bunte Einbände enthält. Der französische Gelehrte kann sich begnügen, nur broschirte Bände zu haben; aber der deutsche muß sie binden lasstn, wenn einzelne Blätter nicht verloren gehen sollen. In England besteht ein Eta­blissement, das eine Auflage von 1000 Bänden mit Leinwandeinband in 6 Stunden liefert, und Gebr. Rollin ger in Wien haben Aehn- liches geleistet, indem sie 22,000 Folio-Brochüren für den Magistrat in 48 Stunden lieferten. Seltsame Büchereinbände existiern in England. Nämlich der Vater des berühmten englischen Bücher­sammlers, Cracherode, hatte während der Reise, die er um die Welt machte, nur ein einzig Paar lederner Unaussprechlichen getragen. Aus Pietät ließ sein Sohn ein werthvolles Buch seiner