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Tinte. Siegellack und Gummischleim.

sehr in Acht nehmen, ihre Kleider zu beschmutzen. Die Aussicht auf Arbeit ist gering, und sie haben ohnehin nur im Sommer Beschäf­tigung.

Von Frauenspersonen könnte gewöhnliche Schreibtinte oder unver- tilgbare Tinte zum Zeichnen der Wäsche gemacht, auf Flaschen gefüllt und verkauft werden. Unauslöschliche Tinte zum Zeichnen der Wäsche besteht aus: 1 Loth in 4 Loth Regenwasser aufgelöstem und mit 1 Loth Gummi arabicum in 1 Loth Regenwasser (mit Tusche versetzt) vermischtem salpetersauren Silber, womit auf mit Leim- wasser erst genetzter, wieder getrockneter und geglätteter Stelle ge­schrieben wird.

252. Siegellack und Gummischleim machen. Haupt­bestandtheil des Siegellacks ist der Schell - oder Tafellack. Die Verrichtungen in der Siegellackfabrikation sind: die Mischung, das Schmelzen, Formen in Stangen und das Glänzen und Zeichnen der­selben. Dies ist jedoch nicht Frauenarbeit, wegen des Hebens der Gefäße und des Arbeitens am Feuer. Dagegen verlangen die ge­gossenen Stangen immer noch des Polirens, wobei die currente Waare auch zwei Veränderungen erfährt; nämlich die Kanten der Stangen werden gleichzeitig zugerundet und die schiefen Seitenflächen unmerk- lich flachviereckkger. Ueberdies erhält noch jede Stange auf der einen Fläche das Fabrikzeichen, eine Feinheitsnummer, selbst Verzierungen und ähnliche in den Fabriken übliche Stempelabdrücke. Die letztere Arbeit, das Stempeln genannt, ist zwar vom Poliren oder Glänzen verschieden, aber einer abgesonderten Darstellung nicht fähig, da es mit dem Poliren unter Einem vorgenommen wird. Das Stem­peln rc. und Verpacken in Packeten von 16 dünnen oder 12 stärkeren Stangen, je 1 Pfd. haltend, ist die Verrichtung von Frauenspersonen. Sie verdienen dabei S 45 Pr. Woche, und haben das ganze Jahr Beschäftigung.

Seit der Einführung der Briefcouverts mit gummirtem Rande ist das Siegeln mit Oblaten oder gar mit Siegellack (wenigstens in Amerika) ganz und gar aus der Mode gekommen. Es wird jetzt kaum mehr 1 Pfd. Siegellack verbraucht, wo man sonst 10 Pfd. ver­wendet hatte. Dagegen ist die Anwendung von Gummischleim (aufgelöstem Gummi arabicum in Wasser) in den Brauch gekommen, den man zum Verkleben von Couverts, von Kreuzbändern, von Eti­ketten u. s. w., und sehr verdünnt auch zu den Copirbüchern benützt, und dessen Zubereitung und Verkauf mancher Frauensperson einen Verdienst verschafft.