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Bleichen. Das Bleiweiß.

Dann giebt eS noch eine Schnell-- oder chemische Bleiche mittelst Chlors, entweder in Gestalt von Gas oder Wasser. Wir glauben nicht, daß Frauenspersonen hierin irgend eine Verrichtung vornehmen können, um so weniger, als die äußerste Vorsicht vor der schädlichen Einwirkung der Chlordünste auf die Lunge nothwendig ist, und die Behandlung der Bleichstoffe manche unabwendbare Unbequemlichkeit mit sich bringt. Die Schnell-- oder Kunstbleiche hat nur den einen Vortheil der Schnelligkeit; sie hat aber den Nachtheil, daß sie zugleich auf den zu bleichenden Stoff zerstörend wirkt und ihm einen großen Theil seines Zusammenhanges und seiner Festigkeit raubt. Lein­wand wird selten künstlich gebleicht, eher noch mittelst einer gemisch­ten, der Nasen- und Chlorbleiche. Dann werden auch leinene und andere Garne gebleicht. Und endlich kommen beim Bleichen noch als Verrichtungen vor: Sengen, Pressen und Plätten.

Dämpfe von Schwefel, mineralischen Säuren, Chlor, Jod und Brom wirken alle mehr oder weniger nachtheilig auf die Gesundheit und man muß sich deshalb vor dem Einathmen derselben durch Zu­binden von Mund und Nase, sowie durch gute Ventilation in den Arbeitslokalen zu schützen suchen. Nur darf die Luftreinigung nicht mit nachtheiligem Luftzuge verbunden sein.

Arbeiterinnen, welche in Amerika mehrere Stücke Stoffe zum Bleichen zusammenheften, können pr. Tag von 75 Cts. bis S 3 ver­dienen; diese Beschäftigung ist jedoch nur eine vorübergehende und nicht andauernde.

Eine dritte Art des Bleichens ist auch mittelst Schwefels, die man hauptsächlich zu thierischen Stoffen, wie Wolle, Seide, Federn u. s. w., aber auch zu vegetabilischen, wie z. B. Stroh, anwendet und in sog. Schwefelkammern in Gaögestalt oder tropfbarer Flüssigkeit gebraucht wird. Hiervon ist auch, so viel hieher gehört, unter den verschiedenen betreffenden Beschäftigungen die Rede. Nur darf hier noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden, daß zumal die einfachen Schwefelkästen den großen Nachtheil haben, daß die Ver­breitung des Gases beim Oeffnen derselben den arbeitenden Personen und der Nachbarschaft sehr lästig fällt und sogar für Gesundheit und Leben gefährlich werden kann.

269. Das Bleiweiß dient fast ausschließlich, mit Leinöl- oder Mohnölfirniß angerieben, als Tüncher- und Malerfarbe; auch wird es zuweilen als Flußmittel, zu Glasuren oder Schmelzfarben gebraucht; ebenso auch für geglättetes Papier, besonders zu Papier für Visiten­karten. Die Arbeit in den Bleiweißfabriken ist sehr ungesund in Folge der Eigenschaft dieses Präparats, das wie alle Bleiverbindun­gen selbst bei äußerlicher Anwendung giftig wirkt. Indessen sind Frauenspersonen, außer in England, wohl sonst nirgend in der Blei- weißfabrikation unmittelbar beschäftigt, sondern auch nur, wie in