704 Farben-Fabrikation. Färben, Schönfärberei.

Papierpackete zu bringen und zu etikettiren. Doch werden sehr häu­fig auch Knaben für diese Arbeit verwendet, welche dieselbe recht gut, ja besser, als Frauenspersonen verrichten können. Frauenspersonen verdienen bei dieser Arbeit gewöhnlich K 4, arbeiten 10 Stunden pr. Tag, und finden in einer gewöhnlich großen Fabrik je 45 Ar­beit. Es erfordert nur eine Woche zu lernen, um diese Arbeit verrichten zu können. Aber Reinlichkeitsliebe und Geschick ist hierzu unumgänglich erforderlich. Die Arbeit ist aber, wenn man sich hiegegen nicht schützt, der Gesundheit sehr gefährlich und greift die Lungen an. Ueber Schutzmittel gegen schädliche Einwirkung der verschiedenen Farben sollte man sich aus Dr. Bock'S Buch S. 397 rc., unterrichten. Im Allgemeinen wird gute Ventilation der Arbeits­räume, Beobachtung äußerster Reinlichkeit (durch Waschen und Baden) empfohlen und gewarnt, mit ungereinigten Händen oder in den Ar- beitslokalen zu essen. Wahrend der Winterszeit ist die Arbeit ge­wöhnlich 4 Monate lang eingestellt.

272. Färben, Schönfärberei. Die Färbekunst oder Fär­berei hat zum Zwecke, die Wolle, Seide, Baumwolle und das Leinen, oder die aus denselben verfertigten Zeuge, auch Pelzwerk, Leder rc. mit beliebigen und dauerhaften Farben zu versehen oder die verschie­denen Farbestoffe auf eine dauerhafte Art auf denselben zu befestigen. Die Stoffe oder Zeuge, welche gefärbt werden sollen, bedürfen jeder Zeit einer entsprechenden Vorbereitung. Dieselbe besteht: im Galliren und Alaunen (Herrichtung der Faser zur Aufnahme der Farbe), dem Beizen (Bewerkstelligung der Verbindung der Faser mit der Farbe), dem Ausfärben (dem eigentlichen Färben), (das Bei­zen und das Färben muß jedes heiß gethan werden), und in dem Waschen nach dem Färben (einer wichtigen Operation, weil sonst der Stoff abfärbt und Alles beschmutzt, was damit in Berührung kommt und dem Zeuge ein fleckiges Aussehen geben würde) das mecha­nisch geschieht.

Von den Färbereien und Druckereien, welche mit den Fabriken verbunden sind, in denen die Stoffe producirt werden, wird weiter unten die Rede sein. Gefärbte und gedruckte Waaren sehen einan­der nämlich sehr ähnlich. In großen Fabrikstädtcn widmen sich Färber gewöhnlich einer bestimmten Sorte von Waaren, z. B. dem Färben von Wolle, Seide rc., und manchmal sogar ausschließlichen Farben.

Noch mehr gehört hieher aber das selbstständige Färbereigeschäft oder die sog.Schönfärberei", welche meistens Waaren, die abgetra­gen, oder neue Waaren, die verdorben sind, wieder auffärben. Am meisten Arbeit für solche Geschäfte giebt es natürlich in großen Städ­ten. Und diese wieder aufgefärbten Waaren sind in der Regel so hergestellt, daß sie meistens von gewöhnlichen Beobachtern kaum als solche erkannt zu werden vermögen.