Streich- oder Zündhölzer.

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etwas Weniges genießen, arbeiten sie doch die ganze Zeit hindurch. Zum Packen werden in Amerika nur größere Mädchen angestellt, per Tausend bezahlt und ihre Löhne sind gewöhnlich 50 Cts. per Tag zu 10 Stunden Arbeit. Es giebt Arbeiterinnen, die es bis zu 40 Gros im Tage bringen. Ohne nähere Bezeichnung wird von der Verfasserin angegeben, daß sich Mädchen in dem Zündhölzchengeschäfte bis K 5, 6, ja K7 verdienen können. Freilich bringen es nur solche zu einem solchen Verdienste, die schon frühzeitig zu dem Ge­schäfte gegangen sind und tüchtige Uebung darin haben. Als Lehr­zeit gilt 6 Monate. Aber die meisten Lehrlinge werden entmuthigt und verlassen die Arbeit wieder; denn es dauert zu lange, bevor sie darin genug Erfahrung erhalten haben, um einen annehmbaren Lohn zu ver­dienen. Die Verfasserin schildert die Mädchen, welche die Hölzer in die Rahmen stellen, als arme, schmutzig aussehende Kinder, und sagt von den Arbeiterinnen überhaupt, daß sich aus ihrer gelblichen und blassen Gesichtsfarbe und ihren ausdruckslosen Gesichtszügen auf das Ungesunde und Einförmige dieser Arbeit schließen lasse. In der That ist diese Beschäftigung wegen der Anwendung des Schwefels und Phosphors, sodann aber auch wegen der langen, oft 1214stündigen Dauer, eine sehr anstrengende und ungesunde Arbeit, und ist es kein Wunder, wenn sie elende und verzweiflungsvolle Gesichter bildet. Es passen daher überhaupt in dieses Geschäft nur starke und gesunde Individuen.

Die Einwirkungen der bei der Bereitung der Zündmasse sich ent­wickelnden und der Luft sich beimischenden Phosphordämpfe auf die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen ist insg'emein sehr schädlich, indem sie nicht nur deren Zähne angreifen, sondern, häufigen Erfah­rungen gemäß, auch noch einen sehr gefährlichen Knochenfraß herbei­führen können. Sehr giftig ist die Wirkung des Phosphors, wenn er in den Magen oder in offene Wunden kommt. Auch ist dem Ein- athmen des Phosphor häufiges Vorkommen von Schmerzen und Ge­schwülsten in der Kinnlade zuzuschreiben, in deren Folge Exfoliation und Ausstoßung des Knochens eintritt, was die furchtbarsten Leiden und Entstellungen verursacht. Diejenigen Arbeiter, welche die Zünd­masse bereiten, besonders aber jene, die das Eintauchen der Hölzer besorgen, haben am meisten zu leiden; denn bei ihnen pflegt sich die Krankheit nach 46 Jahren einzustellen. Kräftige Ventilation der Arbeitslokale und Abführung der Phosphordämpfe, bevor sie den Mund der Arbeiter erreichen können, bildet jedenfalls das einfachste und ein erfahrungsmaßiges Mittel dagegen. Dies liegt jedoch in der Einsicht und Rücksicht der Arbeitgeber. Was die einzelnen Ar­beiterinnen für sich aber thun können, ist, bezüglich der Schwefeldünste, was wir Seite 224 gesagt haben, auch hierher zu beziehen. Was die schädliche Einwirkung der Phosphordämpfe betrifft, schreibt Dr. Bock vor: zeitweiliges Räuchern und Einathmen von etwas Ammo­niak, häufiges Waschen und Ausspülen des Mundes mit Kalkwasser.