Firniß und Firnissen. Haus- und Zimmermalerei. 737

und Leder geschieht, entweder auf der Drehbank oder aus der freien Hand. Papier, Papp- und Holzarbeiten erhalten einen Ue- berzug von Weingeist- oder Terpentinöl-Firniß, nachdem sie vorher ein- oder zweimal mit einem Anstriche von weißem Leim grundirt worden sind. Zum Ueberziehen von Kupferstichen, Land­karten und Gemälden von Wasserfarben dient nach vorheriger Grundirung Weingeist-Copalfirniß. Für gefärbtes oder gebeiztes Leder, das gefirnißt werden soll, braucht man Weingeistfirniß, wie für Papier. Horn oder Hornarbeiten werden, nachdem sie mit Bimsteinpulver und Wasser abgeschliffen und zuletzt mit einer feinen Kohle abgeputzt worden sind, mit Wiener Polirlack mittelst eines Schwammes oder Polsters gefirnißt. Ebenso geschieht das Poliren von Holz, wovon weiter unten die Rede ist, ebenfalls mit Wiener Polirlack auf diese Weise.

298. Haus- und Zimmermalerei. Als Kunst betrachtet ist in der Zimmermalerei schon in sehr früher Zeit viel Treffliches geleistet worden; jedoch beschränkten sich diese Arbeiten auf die Woh­nungen der Reichen und Vornehmen. Als bürgerliches Gewerbe hat sie erst in der neueren Zeit Aufschwung erhalten. Der Zimmermaler hat vor Beginn seiner Arbeit sein Augenmerk darauf zu richten, wie der Grund und Putz eines zu malenden Zimmers beschaffen ist, weil sonst, bei Unterlassung geeigneter Vorarbeiten, die aufgetragene Farbe leicht Flecken bekommt oder sich ganz verändert. Hat z. B. ein Ge­mach tief verrußte Decken und Wände, so reicht nicht einmal aus, den Putz abzunehmen. Man soll hierbei Kienruß in etwas Kornbranntwein einrühren, denselben mit in dickgelöschtem Kalk mischen und dann mit Wasser, iu welchem etwas Alaun aufgelöst ist, verdünnen; womit man solche Wände und Decken erst schwarzgrau und dann etwas lichter überstreicht, worauf man ohne Bedenken den weißen Grund oder ir­gend eine Farbe auftragen kann, wenn man nur die ersten Anstriche völlig hart hat austrocknen lassen. Gegen das Abfärben undVer- wischen der Wände gilt Folgendes. Bei Kreidefarbe dient das bekannte Bindemittel Milch oder Leim. Jedoch Kalk fester zu machen, muß man, bei ganz trocknem Zimmer, in ein Faß Kalk oder Kalkfarbe eine Handvoll Salz mengen; bei etwas feuchten Zimmern aber mit Quark und Kalk vorgründen. Auf ganz nassen Stellen kann man auch erst mit Leinölfirniß oder mit Firnißbodensatz gründen, und wenn dies halb trocken ist, mit Kreide oder Leimfarbe verdünnt überstreichen; beides läßt man gut austrocknen, worauf jede Farbe ohne Grund aufgetragen werden kann. Mit demselben Verfahren kann man Holz- oder Bretterwände mit feiner Farbe, gleich den geputzten Wan­den überstreichen; nur wenn sie mit Firniß oder Oel getränkt und getrocknet sind, muß man sie noch einmal mit dünner Leimweißfarbe überstreichen, wenn Leimfarbe aufgetragen ist. Wenn beim ersten An-

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