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Firniß und Firnissen.

Nußöl. Auch Weingeistfirnisse giebt es, die sehr hell und klar, aber spröde und wenig dauerhaft sind und denen man durch Zusatz von Terpentin und Leinöl mehr Geschmeidigkeit geben kann. Sie werden als durchsichtige Ueberzüge auf polirten Metallen, unächten Goldleisten, Buchbinderarbeiten, Landkarten gebraucht, und werden zu ihnen haupt­sächlich Schellack, Sandrak, Mastix rc. genommen. Die Tischlerpolitur ist z. B. ein Schellackfirniß. Dann giebt es auch noch Terpentin- firnisse, deren eine Sorte vorzüglich zum Firnissen auf Oelgemäden paßt. Beim Kochen des Leinöl- und Terpentinfirnisses ist Frauen­arbeit um so unzulässiger, als es nicht blos eine anstrengende, sondern sehr gefährliche Arbeit ist, da man dabei sehr leicht Feuer fangen kann. Indessen sind in den Firnißfabriken Frauenspersonen damit beschäftigt, den Gummi auszusuchen und den guten von dem unvoll­kommenen zu scheiden, wobei sie per Tag gegen 50 Cts. verdienen. Dann helfen sie auch den Spiritusfirniß zu bereiten, wobei die er­wähnte Feuergefährlichkeit nicht vorkommt. Ob auch bei dem Füllen des Spiritus in Flaschen Frauenarbeit anwendbar und schon im Brauche ist, wird nirgend erwähnt.

Das Firnissen oder Anstreichen mit Firniß grschieht mit weichen Borstpinseln in langen, parallelen Zügen, ohne eine und dieselbe Stelle öfter zu berühren, so glatt und gleichförmig als möglich und ganz dünn, etwa in der Dicke eines feinen Papieres, damit die Firnißlage schnell trockne und die Gefahr der Verunreinigung durch Staub, In­sekten u. s. w. geringer werde, in einem möglichst von Staub, In­sekten und Schmutz aller Art geschützten, gegen die Mittagsseite ge­legenen Raume, um die Sonnenwärme möglichst benutzen zu können. Hieher gehört auch das Abziehen von Kupferstichen auf hölzernen Büchsen, Tischchen, Chatullen und dergl., das jeder Tischler und Drechsler kennt.

Nun sind aber zum Firnissen der verschiedenen Gegenstände noch mancherlei Vorarbeiten und Zubereitung nöthig, deren zu erwähnen es hier am Platze sein möchte. Metalle z. B., die gefirnißt wer­den sollen, müssen erst blank und glänzend hergestellt werden, indem man sie mit einer reinen, weichen Leinwand abtrocknet und dann er­hitzt. Eisen und Eisenbleche werden mit einem Stücke Schleif­stein und Baumöl, oder mit Schmirgel und Baumöl mittelst eines Stückes Holz abgerieben, mit Bimstein und Wasser geschliffen, zuletzt mit Filz oder Wollenzeug und Trippel oder Knochenasche oder ge­brannten Kalk gerieben und polirt. Stahl wird mit Englisch Roth polirt. Eisenwaaren überzieht man mit fettem Kopal- oder Bern- steinfirniß und trocknet den Ueberzug. Zinnarbeit und verzinn­tes Blech wird mit geschlämmtem Bimstein und Filz, oder mit Zinn­asche und Hirschleder abgerieben und auf die reine Fläche der Wein- geist-Schellack-Firniß oder ein Terpentin-Kopal-Firniß aufgetragen. Messingarbeiten werden auf dieselbe Art blank geputzt, was zu­letzt am besten mit gebranntem, an der Luft zerfallenen reinen Kalk