752

Spielwaaren-Fabrikation.

reits 1591 ist für eine der Königin von England gesandte Puppe in den über den königlichen Haushalt geführten Rechnungen eine Summe aufgeführt; 1486 erhielt eine Königin von Spanien, und 1571 eine Herzogin von Bayern ein ähnliches Geschenk. Verschie­dene Etablissements beschäftigen sich in London einzig und allein mit der Verfertigung von Puppen, und die Fabrikation von Augen für Kinderpuppen, eines anscheinend so geringfügigen Gegenstandes, bringt mehrere Tausend Pfund Sterling jährlich in Umsatz. Auf der vor­letzten Pariser Ausstellung brachte ein Fräulein Bereux, selbst eine Pariserin, Puppen, Puppenkleider und Wäsche für Puppen (Strümpfe, Hemden, Chemisetten, Negligejäckchen, Kragen, Taschentücher rc.) vor, welche den Zweck haben sollten, den heranwachsenden Mädchen Sinn für Häuslichkeit und Ordnung beizubringen, und welche Gegen­stände von Kennerinnen als sehr saubere Arbeit gerühmt, jedoch nur als etwas zu theuer befunden worden waren. Auf der letzten Londoner Ausstellung war auch eine Engländerin, Miß Montanari (198 Oxkorck8tr66t daselbst) mit ihren rühmlichst bekannten Wachs­puppen. Es giebt wenige Artikel, bei deren Anfertigung die Theilung der Arbeit so weit getrieben und dadurch der Aufwand an Herstellungskosten so verringert worden ist, als wie bei den Puppen. Eine vollständig gekleidete Pariser Puppe zum Preise von 12Frcs. ist das Produkt von 1820 verschiedenen Operationen. Bei einem nackten Gestelle zu 11 Frcs. 35 Cent. pr. Dutzend netto veranschlagt man: Das Leder zu 27, den Kopf zu 15A, Ausstopfen und Nähen 15H, Hände und Füße 4, Haare 9 pCt., wonach für Montiren und Gewinn nicht mehr, als 19 pCt. übrigbleiben. 1847 gab es in Paris 90 Puppenfabrikanten, welche jährlich für 1,208,950 Frcs. Puppen, das Gros von Puppen mit Röckchen und Hut zu 10 Franken (7 Cent. Pr. Stück) producirten. Im Jahre 1864 soll in Frankreich Kinderspielzeug im Werthe von A 200,000 (dar­unter für A 60,000 Puppen und für L 32,000 Soldatenspielzeug, wie Flinten, Trommeln, Säbel rc.) verkauft worden sein.

Auch in Amerika giebt es bereits Geschäfte, in denen Puppen gefertigt werden. Die Arbeit theilt sich Hiebei in der Verfertigung von Puppenkörpern, in Anmalen der Puppen und in Aufputzen derselben. Ein Fabrikant beschäftigt Frauenspersonen mit der Anfertigung von Puppenkörpern aus Mousselin und Watte, welche da­heim arbeiten. Für das Aufputzen erhalten die damit beschäftigten Mädchen gewöhnlich einen Wochenlohn von K 36. Werden sie pr. Stück bezahlt, so können sie mehr verdienen und wird dabei die Größe der Puppe und die Art des Aufputzes berücksichtigt. Wenn es recht viel Arbeit giebt, so dürfen die Aufputzerinnen auch Arbeit mit nach Hause nehmen, dieselbe Abends fertig zu machen. Puppen auf­putzen erfordert Geschmack, Erfahrung Talent, Uebersicht und Erspar- nißsinn beim Zuschneiden des Materials. Die mehrsten Spielwaaren werden in Amerika Lmportirt, da sie wegen des dortigen im Allge-