Spielwaaren-Fabrikation.

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Gebrauche seiner Zeit, und das tröstet ihn über manche Entbehrungen. Freilich muß auch die ganze Familie um spärlichen Lohn mitarbeiten. Sie consumirt zu ihrer Arbeit jährlich etwa 130 Holz, welches die Staatsforste um 10 fl. ablassen. Verarbeitet und in den Verkehr gesetzt wird jenes Material zu 150160 fl., womit die Familie ihr Leben fristet. An jedem Sonnabend kommen die Spielwaareu: die Trommeln, Pfeifen, Gewehre, Kegel, Nußknacker, Klappern u. s. w. 12--, 100- oder lOOOweise an den Kaufmann nach Sonnenberg, zum Theil auch nach Neustadt. Wie überall, so nimmt auch in der Spiel- waarenindustrie Thüringens der Luxus überhand; die Marmorkugeln (Schuster oder Märbel), welche sonst höchstens polirt waren, werden gegenwärtig aus Porzellan, zum Theil bemalt, vergoldet oder ver­silbert, oder aus Glas gefertigt, so daß der Preis für's Tausend zwischen 10 Sgr. bis 30 Thlr. schwankt. Man fabricirt jetzt Thiere, mit Fellen und Federn überzogen, mit Stimme und Bewegung, von denen das Dutzend 3560 Thlr. kostet. Seit einigen Jahren sind besonders die großen Puppen mit beweglichen Augen und Munde, welche Töne von sich geben, sog. Schreipuppen, sehr in Aufnahme ge­kommen und werden in erstaunlicher Menge gefertigt. Nahahmung fand die Industrie Sonnenberg's in Ruhla und Waltershausen, und die Pnppenfabrik letzterer Stadt ist bedeutend genug, um die vielen umliegenden Walddörfer zu beschäftigen.

Besonders hat auch Frankreich eine sehr entwickelte Spielwaaren- fabrikation. Die Verfertigung von Puppen bildet den hauptsächlichsten Zwerg dieser Fabrikation und hat hauptsächlich in Paris seinen Sitz. Es ist meistens Handarbeit und beschäftigt an 3000 Personen beider­lei Geschlechts. Die Verfertigung von Puppenanzügen allein schon giebt mehreren Hunderten von Frauenspersonen Erwerb, von denen etwa die Hälfte ihre Arbeit zu Hause verrichten. Es werden Puppen angefertigt, deren Putz und Bekleidung soviel Geschmack und Eleganz zeigen, daß sie sogar von Kleider- und Putzmacherinnen als Typen der Pariser Toilette, als Muster und Modebilder benutzt zu werden pflegen. Der durchschnittliche Tagelohn der Männer beträgt bei dieser Beschäftigung 4 Frcs., der der Arbeiterinnen 1 Frcs. 75 Cent. bis 2 Frcs. Sie liefern ihre Arbeit an Kleinhändler oder Agenten ab, welche dieselben für's Ausland bestellen. Es sollen, wird Seite 332 im Bazar 1864 erzählt, jährlich für eine halbe Million Thaler Pup­pen in Frankreich fabricirt werden, von denen freilich ein großer Theil in's Ausland geht, da französische Puppen für die kleinen Damen ebenso fashionable sind, wie französische Hüte, Kleider und dergl. für die großen. Sie mögen in ihrer ursprünglichen Gestalt von Papiermache, Holz und dergl. auch erst aus Deutschland nach Frankreich importirt sein; wahrhaft courfähig erscheinen sie doch erst dann, wenn sie aus den Händen einer französischen Modehändlerin metamorpbisirt hervorgegangen sind. Die große Vorliebe für fran­zösische Puppen datirt übrigens schon aus sehr alter Zeit; denn be-