758 Die Baumwolle. Die Baumwollen-Manufaktur.

begriffen, so daß man (1862) 3 Millionen Ballen in England allein verbraucht hat

Baumwolle und Baumwollzeuge kannten schon die alten Egypter und Aethiopier. Baumwolle fanden die Entdecker Amerika's in Mexiko und Peru und überzeugten sich, daß dieselbe schon seit uralten Zeiten von den Eingebornen angebaut und geschätzt worden war. Sonst kam die Baumwolle meistens als Gespinnst und Gewebe aus Asien zu uns, wie denn z. B. der unter dem Namen Nanking bekannte Stoff ausschließlich als Erzeugniß chinesischen Gewerbefleißes war. Aber nach der Einführung der Spinnmaschine ist dies ganz anders gewor­den. Das Handgespinnst kann nicht mehr mit dem Maschinengarn concurriren, und die als Rohstoff ausgeführte Baumwolle wird in Europa rc. verarbeitet und geht häufig nach Indien und China wie­der zurück. Baumwolle wird gepflanzt in Nord- und Südamerika, in Westindien, in der Levante, in Afrika, in Ostindien und in Eu­ropa (Türkei, Spanien nnd Italien). Besonders war in den Nord­amerikanischen Staaten die Cultur der Baumwolle von großer Be­deutung, und als durch den jüngsten Bürgerkrieg die Ausfuhr dieses Artikels verhindert und der Anbau der Pflanze unterbrochen worden war, übte der Abgang dieses Materials die übelsten Folgen der Ar- beits- und Verdienstlosigkeit unter den arbeitenden Klaffen der ganzen civilisirten Welt aus.

Der Handel mit Baumwolle hat erst seit etwa 70 Jahren jenen ungeheuren Umfang genommen, dessen er sich gegenwärtig erfreut, und in den europäischen Verkehr lieferten bisher die Vereinigten Staaten von Nordamerika die größten Quantitäten. Liverpool ist der Haupt­stapelplatz für dieses Produkt. Vor dem Jahre 1790 brachte Nord- Amerika nicht Ein Pfund Baumwolle nach England; ja vor 1789 zweifelte man sogar daran, daß man in der Union die Baumwolle überhaupt nur cultiviren könne, während nun, kurz vor dem Bürger­kriege, die Baumwollenausfuhr aus den Vereinigten Staaten sich auf 9 Millionen Centner belief. Die stärkste Verarbeitung der Baum­wolle findet auch in England statt.

316. Die Baumwollen-Manufaktur in Amerika und in Europa. Durch die Erfindung so vieler sinnreicher und prakti­scher Maschinerien konnte sich auch in Amerika die Baumwollen-Ma­nufaktur etwas heben, und in Folge der Wohlfeilheit der Waare fing die Nachfrage nach derselben an immer mehr zu steigen; mithin ver­mehrte sich auch die Gelegenheit für die arbeitenden Classen, mehr Arbeit und Erwerb zu finden. Aber obgleich die Materialien zur Fabrikation in Amerika im Ueberflusse vorhanden waren, standen dem besseren Emporkommen der Baumwollen-Jndustrie doch viele Hinder­nisse im Wege, so daß sie besonders in manchen Zweigen derselben sich nicht mit den Manufakturen Europa's messen konnte. Einmal war für derlei Unternehmungen nicht genug Kapital vorhanden. Und