Die Baumwollen-Manufaktur.

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dann mangelte es vorzüglich an Arbeitern, die mit solcher Beschäfti­gung vertraut genug gewesen wären. Nur in den Neu-England Staaten, wo so reiche Wasserkräfte zu benutzen standen, und in den Staaten New Aork und Pensylvania, wo die zuströmende Einwan­derung immer frische Arbeitskräfte ersetzte, vermochte sich die Baum­wollen-Manufaktur zu einiger Bedeutung emporzuschwingen. Beson­ders hart kam es der Baumwollenindustrie in Amerika an, mit der europäischen zu concurriren, die ohnehin den großen Vortheil billigern Arbeitslohnes für sich hat, als auch unter der langjährigen Ueber- macht des Südens und dessen nördlicher Anhänger, welche eher für Freihandel und gegen Schutzzoll waren, es den Industriellen nicht ge­lang, einen Tarif durchzusetzen, der sie gegen den massenhaften Import aus Europa einigermaßen schützen und ihnen soviel Athem zu lassen vermochte, um sich erst festen Fuß zu gewinnen. Nun freilich die andere Partei am Ruder sitzt, welche eine abgesagte Feindin des Frei­handels ist, und hohen Eingangangszoll als das und 0m6p,a

gesunder Nationalökonomie aufstellt, wird es wohl anders sein. Ob wirklich zum Besten des Landes, das ist eine Frage; jedenfalls aber nicht zur Förderung des Handels. Denn es begegnen sich hier nun zwei große Uebelstände: Herabdrückung des Arbeitslohnes in Europa, und der hohe Schutzzoll in Amerika. In Europa leidet die arbei­tende Classe darunter und mit ihr das Allgemeine, in Amerika leidet das Allgemeine, das schlechtere Waare für mehr Geld kaufen muß, und mit ihm ebenfalls die arbeitenden Classen. Und was werden die Folgen dieser Mißstände sein, die sich in der Länge nicht ohne eine verderbliche Krisis erhalten können?

In einem ungeheuren Maßstabe wird die Erzeugung von Baum- wollenwaaren in England betrieben. In Großbritanien waren 1861 nicht weniger als 6,378 Baumwollspinnereien, mit 36,450,000 Spindeln, 490,866 (Dampf- oder Wasserkraft-) Webstühlen und 230,564 Hand-Webstühlen-Webern. Die Gesammtzahl der arbeiten­den Personen war 775,534, wovon 308,273 männlichen und 467,261 weiblichen Geschlechts. Die Anzahl der Kinder dieser Arbeiter, die unter 13 Jahren alt waren und die Schulen besuchten, betrug 54,411 (23,863 Knaben und 30,548 Mädchen). Französische Druckwaaren, besonders aus Mühlhausen im Elsaß, werden in ausgezeichnetem Kunst­geschmack ausgeführt, und die Schweiz concurrirt in seinen Baumwoll- waaren selbst mit England. In Preußen ist Elberfeld der Hauptsitz dieser Industrie. Oesterreich hat seine vorzüglichsten und am stärksten betriebenen Baumwollwaaren-Fabriken in der Nähe von Wien, in und bei Prag, sowie überhaupt im nördlichen Böhmen, desgleichen in Vorarlberg.

317. Die Fabrikarbeiterinnen in Amerika im Allgemei­nen. In allen Ländern, in denen Baumwollen-Manufaktur be­steht, sind Frauenspersonen mit den Hiebei vorkommenden Verrichtn«-