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Der Kattun. Der Calicot.

so viel. Die Arbeit ist jetzt nicht mehr so ungesund, wie früher, weil man nun meist von vornherein bei der Anlage der Fabriken schon darauf zu sehen pflegt, wohlventilirte Raume, wo möglich an beiden Seiten mit hohen Fenstern, zu schaffen, so daß das Sonnenlicht die­selben den ganzen Tag bescheinen kann.

325. Calicot's sind die zum Drucke bestimmten leinwand- artigen Baumwollstoffe, Druckkattun genannt. Sie haben ihre Be­nennung nach einem Orte in Malabar, wo seit undenklichen Zeiten die Kunst ausgeübt worden ist, Baumwollstoffe mit den verschieden­sten Figurenmustern zu bedrucken. Es geschieht dies nunmehr durch kupferne Cylinder, in welche die Muster eingravirt, oder mittelst Mo- dellblöcken von Holz, in welche dieselben eingeschnitten sind. Auch werden sie entweder unmittelbar mit der Farbe bedruckt, oder erst ein Bindemittel auf die Stoffe für die Farbe gebracht, d. h. gebeizt. In England beschäftigt die Calicotdruckerei eine große Menge von Kindern beiderlei Geschlechtes, welche (wie schon Seite 772 erwähnt) für die erwachsenen Arbeiter die Farben mischen und reiben müssen, und insgemeinReiber" genannt werden. Die gewöhnliche Arbeits­zeit ist zwar einschließlich der Essenszeit auf 12 Stunden festgesetzt, wird aber unbilliger Weise oft überschritten. In Amerika wurden (um 1860) Calikot's im Betrage von 20 Millionen Aards jährlich producirt, meistens in Lowell, Philadelphia, Saco, Dover und an­deren Plätzen.

Die leichteren und reinlicheren Verrichtungen sind für Frauens­personen reservirt, die schwereren und rauheren versehen Männer. Die Fabrikanten finden Frauenarbeit, da, wo sie anwendbar ist, sehr Vortheilhast für sich. Eine Fabrik von Calicot's in Providence (Rh. Isl.) beschäftigt 50 Frauenspersonen mit Nähen, Falten und Zeichnen mittelst des Pantographen. Sie arbeiten 10 Stunden des Tags und verdienen 5067 Cts. per Tag. Eine Arbeiterin ver­richtete Mannsarbeit und erhielt dafür auch die entsprechende Bezah­lung ; sie verdiente etwa K 1 per Tag (der Boarding kostete S 2 bis K 2. 50 per Woche). In einer anderen Fabrik in Lodi, N. I., sind Frauenspersonen mit dem Nähen und dem Zurechtmachen der Waaren beschäftigt, arbeiten, mit Ausnahme des Sonnabends Per 8 Stunden, täglich 10 Stunden und verdienen beim Graviren K 5, für andere Verrichtungen jedoch K 2. 50 bis K 5 per Woche (für Boarding zahlen sie K 5 per Monat). In den Calicotfabriken richtet sich die Lehrzeit meist nach der Fassungsgabe der Lehrlinge und wird für die gewöhnlichen Verrichtungen eine Lehrzeit von 2 Wochen, auch von 45 Wochen angenommen und erhalten die Lehr­linge während ihrer Lehrzeit ihren Leistungen entsprechende Bezahlung. Die Beschäftigung ist gesund. Die Arbeiterinnen sind nie ohne Arbeit; kaltes Wetter ist dieser Arbeit indessen am passendsten. Die