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Leinwand und Linnenwaaren.

336. Leinwand und Linnenwaaren. Die Hauptanwendung des Leinengarnes ist jene zu Geweben, von denen man glatte, gekö­perte und gemusterte unterscheidet. Das glatte Gewebe wird fast durchgehends Leinwand, Leinen oder Linnen genannt, die in rohem und gebleichten Zustande, durch Stärken oder Gummiren, durch Man- gen und Glätten appretirt, zuweilen schwach gebläut oder verschieden gefärbt, oder blau bedruckt vorkommt. Beim Verpacken legt man die Leinwand in Schocken, Weben, ganzen oder zerschnittenen Stücken zusammen und zwar nach der ganzen oder halben Breite. Ihr Aeu- ßeres behandelt man auf verschiedene Art; man bindet oder heftet sie, ziert sie mit Gold- und Silber- oder weißen Papierstreifen, auch packt man sie ganz in Papier, das man mit Bändern, Franzen, Schildern u. dergl. versieht, und zwar bleiben diese Dinge bei einer und derselben Sorte immer gleich, und man kann dieselbe schon hieran erkennen.

Auch Battist, der Schleier und der Linon gehören zu den glat­ten Leinwandstoffen. Zu den geköperten und gemusterten Stoffen rechnet man u. A. den Drell (Zwillich) und den Damast.

Die englische und irländische Leinenindustrie steht wohl obenan. Der größte Linnenmarkt Großbritanniens ist zu Belfast in Ir­land. Im Jahre 1861 wurden von dort aus allein exportirtr 65,600,000 Zjards Linnen und 13,200,000 Pfd. Linnen-Garn und Zwirn. Dann kommt Preußen, Holland, die Schweiz und Oester­reich (in welchem Böhmen allein 50,000 Weber und mehrere Tau­send Menschen auf den Bleichen beschäftigt).

Wie überhaupt in Deutschland, so hat sich auch in Amerika durch das Darniederliegen der Baumwollcnindustrie die Maschinen- garn-Spinnerei und Leinwand-Fabrikation sehr gehoben und aus­gebreitet. Insbesondere producirt der Staat Pennsylvania und in ihm die Stadt Philadelphia, am meisten, jedoch nur gröbere Stoffe aus Leinen.

Aus der übrigen Darstellung der in der Linnen-Manufaktur vor­kommenden Verrichtungen ergiebt sich fast von selbst, daß darin der Frauenarbeit eine bedeutende Rolle zugewiesen ist. Die Vers. sagt hierüber: In Amerika theilt sich die Leinen-Industrie häufig in mehrere verschiedene selbststandige Geschäfte. Die einen z. B. nehmen den rohen Flachs und verwandeln ihn in Garn. Andere nehmen das Garn nnd verweben es. Und ein drittes Geschäft bildet dann das Bleichen dieses Gewebes. In der Flachsspinnerei sind Frauens­personen in Amerika, England und Canada beschäftigt, insbesondere aber in Schottland und Irland. Auch im Weben behaupten sie ihren Platz durch die ganzen Neu-England Staaten, im Staate New Jork und Pennsylvania. Ja, sie werden den Männern vorgezogen, beson­ders weil sie die Fäden besser binden können. Die schwerere Arbeit wird von den männlichen Arbeitern versehen. In einer Leinen- Fabrik in Irland, welche alle Zweige der Leinenfabrikation in sich