Flachsspinnerei.

783

der Fädenanzahl, welche die aas dem Garne gebildete Leinwandkette bei bestimmter Breite, enthalten würde.

In Preußen waren 1865 in Betrieb 173,500 Spindeln, in Oesterreich 340,400, in anderen deutschen Ländern 45,000, zusammen im Zollverein und Oesterreich 558,900 Spindeln. Dagegen waren allein in Irland Ende 1865 bei 86 Etablissements mit 770,800 Spindeln in Thätigkeit und noch weitere 100,000 projec- tirt oder in Aufstellung begriffen. Außerdem waren in England thätig 450,000, in Schottland 560,000, Frankreich 600,000, Bel­gien 170,000, Rußland 100,000 und in den Ver. Staaten 100,000 Spindeln, zusammen 3,310,000, was die wachsende Bedeutung der Leinenindustrie nachweist; aber dafür zugleich auch zeigt, wie gerade Deutschland, die Wiege der Flachsspinnerei, zurückgeblieben ist, aus lauter Furcht vor den Maschinen.

In einem Voranschläge für eine Münchener mechanische Flachs­spinnerei von 2000 Feinspindeln für die gesuchtesten Nummern 2060 und zwar 1200 Flachs- und 800 Wergspindeln, kommen folgende Arbeitslöhne vor, die etwa einen Anhaltepunkt für den Ar­beitslohn von Frauenspersonen in den verschiedenen industriellen De­partements Süddeutschlands zu geben vermögen: ein Spinnmeister 1000 st., ein Hechelmeister 600st., zwei Maschinenarbeiten jeder 300 st. Pr. Jahr; 10 kleine Mädchen bei den Reinigungsmaschinen, 40 solche bei den Vor- und Feinspinnstühlen und 12 solche beim He­cheln (62 Mädchen), pr. Tag 12 Kreuzer! Dann 16 größere Mädchen zu den Handhecheln 18 Kreuzer! Endlich Männer zum Packen, Oelen rc. 200 st. jährlich. In einer Flachsspinnerei in Burgdorf (Schweiz) verdienen Frauen 60 Cent. bis 1 Fr. 10 Cent., durchschnittlich 90 Cent.

In amerikanischen Flachsspinnereien erhalten Männer während der Lehrzeit einen Lohn von K 11 pr. Monat nebst Kost und Woh­nung, Frauen aber nur K 5 baar nebst Kost und Wohnung. Für die meiste Arbeit, die ihnen zugewiesen wird, bedarf es nur kurzer Lehrzeit. Für höhere Grade der vorkommenden Verrichtungen ist jedoch eine Lehrzeit von mehreren Monaten, ja eines ganzen Jahres nöthig, je nach der Capacität der Lehrlinge. Gewöhnliche Arbeiter können gleich Anfangs schon gegen 50Cts. Pr. Tag verdienen und es wird ihnen das während der ganzen Lehrzeit, ja mehr noch bezahlt, sobald dieselben gute Arbeit liefern, eine Ausnahme jedoch, von wel­cher man alsogleich absieht, sobald die Lehrlinge in ihrem Eifer nach­zulassen scheinen. In der Handspinnerei muß schon frühzeitig be­gonnen werden, und ist man allgemein des Dafürhaltens, daß Lehr­linge, welche nach dem 11. Lebensjahre erst sich an diese Beschäftigung macken wollten, nie wirklich gute und fertige Handspinlicrinnen zu Werden vermögen. Die Beschäftigung in Flachsspinnereien ist nicht Ungesund.