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Leinenzwirn. Schusterdraht.

338. Leinenzwirn. Derselbe wird vorzüglich im nördlichen Böhmen erzeugt und kann jährlich auf 3 Mill. Gulden Werths ange­geben werden. Im Allgemeinen kommen in verschiedenen Ländern die Zwirngattungen: Näh- und Strickzwirn, Litzenzwirn rc. in ver­schiedener Länge, Legeart, Fäden- und Gebindezahl, theils roh, theils gewaschen, theils halb oder ganz gebleicht, theils gefärbt (am häufig­sten blau und schwarz) vor. Am feinsten ist der brabanter Spitzen- zwirn. Englische und schottische Zwirne sind wegen Gleichheit, schö­nen Ansehens und wegen Festigkeit berühmt. In Amerika wird am meisten in den nördlichen und westlichen Staaten Zwirn fabricirt.

Frauenspersonen stehen in diesem Geschäfte den Männern nur in Rücksicht der Kräfte nach. Es giebt viele Verrichtungen hierbei, welche nur von Männern verrichtet werden können, weil sie für Frau­enspersonen zu beschwerlich waren. Aber umgekehrte giebt es auch Verrichtungen hierbei, die nur für die weibliche Hand am besten passen. In einer Zwirnfabrik in Andover, Mass., sind 100 Frauensper­sonen beschäftigt, die 11 Stunden pr. Tag arbeiten und K 3 pr. Woche verdienen. Ebensoviel verdienen in einer anderen Fabrik 60 Frauenspersonen, aber bei 12stünd. Tagesarbeit (Board. K 1. 50 bis S 2), und die Arbeiterinnen einer Flachs- und Wergspinnerei in Schenectady (N. I.) verdienen bei 12stündiger Tagesarbeit K 3 bis H 4. 50 (Board. K 1. 59) pr. Woche und haben Abendschulen, in denen die älteren Arbeiterinnen den jüngeren Unterricht ertheilen. In der Schweiz erhalten Männer über 16 Jahr 80 Cent. bis 1 Frc. 10 Cent., Mädchen von 1216 Jahren 5080 Cent. Tagelohn.

Es werden Mädchen von 16 Jabren in die Lehre genommen und erhalten während der einjährigen Lehrzeit halbe Löhne. In diesem Geschäfte ist in Amerika kein Ueberfluß von Arbeiterinnen.

339. Schusterdrath. Der größte Theil des Schusterdrathes, welcher in den Ver. Staaten verbraucht wird, kommt aus Leeds in England, wo er aus russischem Flachs gesponnen rc. ist, wobei eben­falls Frauenarbeit Anwendung findet. Kleine Mädchen, welche den fertigen Drath auf Ballen winden, da derselbe in Strängen nach Amerika kommt erhalten, dort K 1. 50 bis K 2 pr. Woche Lohn hierfür. Sie arbeiten nur beim Tageslicht. Die meisten derlei Ge­schäfte, in denen dies verrichtet wird, sind in Landstädtchen, wo die Lebensbedürfnisse wohlfeiler sind.

In Frankreich sind von den Personen, welche in der Flachs­und Hanfspinnerei beschäftigt sind, zwei Dritttheile Frauens­personen, beim Weben des Kraftstuhles aber die Hälfte, wo sie in der einen wie in der anderen Beschäftigung 2 Frcs. bis 2 Frcs. 50 Cent. verdienen (während der Lohn der männlichen Arbeiter 2 Frcs. 50 Cent. bis 4 Frcs. beträgt), und im offic. Ausst.-Kat. ist ausdrücklich erwähnt, daß die größeren Etablissements alle möglichen