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Die Tuchfabrikatiou.

ren oder mit Scheermaschinen geschoren. Das Rauhen und Schee- ren wird mehrere Male abwechselnd vorgenommen, bei feinem Tuche am öftesten. Bei dem Dekatiren wird das Tuch der Einwirkung heißer Dämpfe ausgesetzt, um einen dauerhaften Glanz zu erhalten und dem Haare eine bestimmte Richtung (Strich) zu geben. Dann wird es gepreßt und neuerdings geschoren. Das Dekatiren, Schec­ken und Pressen wird nach Umständen wiederholt. Gefärbt wird das Tuch, wenn man nicht schon gefärbte Wolle anwendete, vor dem Walken oder nach dem Scheeren. Durch die Erfindung von Ma­schinen und die Besserung der Fabrikation ist die Bereitung von Wolle zu Tuch (und auch von Tuch zu Bekleidungsstücken) auf einen so hohen Grad der Vollkommenheit schon angelangt, daß man, so zu sagen, heute dem Schafe die Wolle vom Körper scheeren, und am anderen Morgen als warmen Rock verarbeitet schon auf dem eigenen Körper tragen kann.

Frauenspersonen sind in der Tuchfabrikation hauptsächlich mit Weben beschäftiget und werden deshalb engagirt, weil sie eher zu ha­ben sind , als männliche Arbeiter und auch billiger arbeiten. Sie haben zwar weniger Kraft und Ausdauer meint ein Tuchfabrikant aber sie sind schneller in ihren Bewegungen und nicht so viel schlimmen Angewöhnungen ausgesetzt. Auch an den Scheermaschi­nen könnten sie wohl beschäftigt werden, was bis jetzt noch Knaben Versehen. Die weiblichen Arbeiterinnen in den Tuchfabriken ver­dienen gewöhnlich K 2K 3. 50 und Board. Der Verdienst der männlichen Arbeiter ist zwar größer; ihre Arbeit erfordert aber auch mehr Kenntniß, Erfahrung und Anstrengung. In einer Tuch­fabrik zu Troy (N. I.) verdienen erfahrene Arbeiterinnen die Woche K 3. 75, nicht ganz geübte doch S 3, in beiden Fällen mit Board dazu. Sie arbeiten 12 Stunden des Tages. Zur Unterhaltung und Bildung der Arbeiter steht eine gute Bibliothek und ein Lesezimmer mit 10 Wochenblättern zu Diensten. In einer Tuchfabrik in Derby, Conn., sind 15 Frauenspersonen, zum Theil auch mit dem Zusam­mennähen des Tuches auf Nähmaschinen beschäftigt, und werden per Woche und per Stück bezahlt, wobei sie von K 36 per Woche ver­dienen können.

Als Lehrzeit wird für Frauen, wenn sie nur einen Theil der Verrichtungen erlernen wollen, 4 Wochen, bei Männern 16 Monate, wenn aber gründlicher erlernt, bei Frauenspersonen 6 Monate und bei Männern 2 Jahre mindestens angenommen. Frauenspersonen erhalten während der Lehrzeit die Hälfte Lohns. Fleiß, Nüchternheit, Ausdauer, Verständniß und gewinnendes Betragen sind Eigenschaften, die einen Lehrling Hiebei fördern.

Die Beschäftigung ist gesund, und die Weber nehmen bei der Arbeit eine so viel als möglich komfortable Haltung ein. Die Ar­beiter beiderlei Geschlechtes haben in Tuch-Fabriken immerfort zu thun, ausgenommen Winters. Aber sie verdienen während der Ar-